Fuyu & Kei
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Fuyu
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Mi Aug 18, 2021 7:18 pm
Frank Bleibners Montag

Frank Bleibners betrat gähnend sein Büro.
In alter Gewohnheit stellte er seine leere Kaffee-Tasse in den Vollautomaten und drückte sich einen doppelten Espresso. Die Sonne war noch nicht zu sehen, die Uhr zeigte ihm das er heute etwas sehr früh dran war.
6 Uhr am morgen. Eine Stunde früher als sonst. Seine Sekretärin würde nicht vor 8Uhr eintreffen.
Während der Raum sich mit dem Duft nach frischem Kaffee füllte, ließ er achtlos seinen Autoschlüssel auf seinen leeren Schreibtisch fallen und öffnete ein paar Fenster.
Die Heizung funktionierte etwas zu gut.
Der Bürostuhl knarrte leise unter ihm, während er seinen PC startete.
Nanu?
Frank arbeite seit langer Zeit papierlos und hasste es wenn irgendwas anderes auf seinem Tisch lag als Maus und Tastatur.
Irritiert und verwirrt betrachtete er den A4 großen braunen Umschlag. Er nippte an seinem Kaffee und griff nach dem Brief. Er war eindeutig an ihn adressiert.
Der Absender hingegen versetzte ihn in Staunen. Er stellte die Tasse ab und starrte einen Moment ungläubig auf den Namen. Fleur Bleibners.
Frank atmete tief durch und wurde sich des Gewichtes des Briefes bewusst. Vorsichtig öffnete er nun den Umschlag, neugierig was seine Frau ihm geschickt haben mochte. Sie hatte es sich nicht zur Gewohnheit gemacht ihm Briefe zu schicken. Wenn sie etwas wollte kamen kurze Nachrichten über einen Messenger und das wars. Selbst diese waren überaus selten, denn keiner von Beiden wollte etwas mit dem anderen zu tun haben. Sie bekam monatlich ihren Unterhalt und kümmerte sich dafür um ihre gemeinsame Tochter. Das war die Abmachung die sie getroffen hatten, doch scheinbar wollte Fleur die Regeln neu schreiben. Er hielt Scheidungsunterlagen in den Händen und eine hastig geschriebene Notiz:
„Frank, ich habe jemanden gefunden der mich glücklich macht. Unterschreibe die Papiere an den Stellen die ich markiert habe und sende sie meinem Anwalt.
Ich habe das Land bereits verlassen. Ich weiß nicht wo Ameria sich rumtreibt aber ihre letzte mir bekannte Nummer habe ich dir notiert.
Fleur“
Frank legte die Notiz vorsichtig auf seinen Tisch und blätterte durch die Unterlage. Hier und da war ein pinker Post-It in Pfeilform aufgeklebt. Er fand jedoch keine Handynummer. Erst als er den Umschlag schüttelte viel ein winziger Zettel raus auf dem kommentarlos einige Zahlen notiert waren.
Er lachte kurz und hart auf. Ein Zettel. Ein flüchtiger Gedanke der ihr kurz vor dem Einwerfen in die Post gekommen war.
Frank nahm den kleinen Zettel und drehte ihn gedankenverloren zwischen den Fingern. Ameria….
Seine Tochter die er nicht kannte und auch nicht kennenlernen wollte. Das Produkt eines dummen Fehlers eines verliebten Teenagers.
Er nahm sich nochmal Fleurs Notiz und versicherte sich das er sich nicht verlesen hatte. Sie wusste nicht wo Ameria sich rum trieb?
Wenn er sich nicht vollkommen irrte war Ameria grade mal 15Jahre alt. Sollte eine Mutter nicht wissen wo ihre minderjährige Tochter war? Was bedeute es überhaupt das sie die ihr „letzte bekannte Nummer““ notiert hatte? Seit wann war Ameria verschwunden?
Frank rollte den Zettel auf und tippte die Nummer in sein Handy. Es klingelte, was zumindest bedeutete das die Nummer vergeben war, doch es ging niemand ran. Er speicherte die Nummer ab und rief sich ins Gedächnis das es grade mal halb sieben uhr morgens war. Natürlich ging da ein Teenager nicht ans Handy.
Sein nächster Versuch verlief aus anderen Gründen schlecht – Fleur hatte offenbar ihre Nummer gewechselt.
Frank lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
Fleur war außer Landes, wie sie behauptet, und Ameria war sonst wo.
Seine Tochter wusste vielleicht nicht einmal, dass ihre Mutter weg war. Sein Magen krampfte sich zusammen. „Scheiße!“

Seine Sekretärin betrat Punkt 8:00Uhr das Büro. Manchmal wunderte Frank sich ob sie vor der Tür wartete und den Sekundenzeiger beobachtete.
Die Frau war mitte sechzig und der Inbegriff von Business. Ihre Kostüm saß wie immer perfekt und ohne eine Falte, die Frisur wie aus einem Friseurkatalog und das Make-Up dezent.
Neu war jedoch ihr Gesichtsausdruck. Sonst so stoisch und betont neutral, sah sie ihn besorgt an.
„Herr Bleibners, es ist nicht meine Art mich aufzudrängen aber ich muss Sie fragen: geht es Ihnen gut? Sie sehen blass aus.“
Er fuhr sich durch die Haare und nickte zustimmend. Natürlich sah er blass aus. Das passierte mit einem wenn man über eine Stunde lang das Internet durchforstete nach Nachrichten über Mädchen die in Köln und Umgebung tot gefunden worden waren. Die Anrufe in Hospitälern und bei der Polizei hatten ihn auch nicht weiter gebracht.
Wenn er sich um Optimismus bemühte konnte er es so interpretieren, dass keine Nachrichte gute Nachrichten waren. „Ich habe… beunruhigende Nachrichten erhalten.“, erklärte er ihr und schloss die Internet-Taps.
„Sagen Sie, sie sind doch Mutter oder?“, fragte er beiläufig und warf die Unterlagen achtlos in eine seiner Schubladen.
Frau Schwaan sah ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Empörung an. „Allerdings.“, antwortete sie knapp und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Würde eines Ihrer Kinder verschwinden, wie würden Sie bei der Suche vorgehen?“
Für einen Augenblick verlor Frau Schwaan die Fassung und musste sich sammeln. „Wieso fragend Sie mich sowas?“, ihr Blick bohrte sich in den seinen, doch er war nicht in seine Position gekommen, weil er sich leicht einschüchtern ließ. „Beantworten Sie einfach die Frage.“, bat er in ruhigem Ton.
Sie schien zu überlegen und schürzte die Lippen. „Nun, ich würde versuchen etwas über die Freunde zu erfahren.“
„In diesem Szenario gibt es keine Freunde.“, unterbrach Frank sie.
„Keine Freunde? Hm… gut, das macht es deutlich schwerer. Lassen Sie mich kurz überlegen.“, sie schien seine Frage unerwarteter Weise ernst zu nehmen und stützte die Arme auf ihren Tisch.
„Wenn Freunde keine Option sind, würde ich es über die Schule versuchen. Vielleicht hat ein Lehrer etwas mitbekommen.“
Frank nickte kurz. „Allerdings sind aktuell Ferien.“, ergänzte sie und Frank seufzte innerlich.
„Okay… also ist Schule auch kein Anhaltspunkt. Wie weiter?“, fragte er und erntete einen verächtlichen Blick. „Herr Bleibners, bei allem gebührendem Respekt aber warum wollen Sie das wissen? Ihr Kalender ist voll und in 5 Minuten haben Sie ein überaus wichtiges Meeting. Hat dieses Gedankenexperiement einen tieferen Sinn?“
Frank erhob sich aus seinem Bürostuhl und strich sich das Hemd glatt. „Ja, meine Frau hat unsere Tochter verloren und ich muss sie finden. Ich kenne sie jedoch nicht.“, er stellte seine Tasse in die Spülmaschiene und nahm sich sein Tablet für das Meeting.
„Ich wusste gar nicht das Sie Vater sind.“
„Ich bin kein Vater.“, beendete Frank das Gespräch und machte sich auf den Weg zu seinem Meeting.
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Fuyu
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Nebenszenen Empty Hannah Richter

So Sep 05, 2021 9:49 pm
Die Einladung für ein privates Internat hatte Hannah überrascht.
Die Chance wollte sie sich jedoch nicht nehmen lassen, denn so brachte sie einige Kilometer zwischen sich und den Rosenkrieg ihrer Eltern.
Die Aussicht auf neue Leute, ihre jetzigen Klassenkameraden kotzen sie nur noch an, war auch verlockend. Insbeondere ein Schulalltag ohne einen gewissen eigenbrödlerischen und stets missgelaunten Rotschopf reizte sie.
Ihre Eltern hatte sie schnell im Boot gehabt, schließlich waren diese immer darauf bedacht es Hannah recht zu machen. Ein Teil des Krieges bestand darin dafür zu Sorgen, dass Hannah den einen lieber mochte als den anderen. Sie hasste beide dafür.

Das Internat war beeindruckend. Ein riesiges altes Gebäude, fast schon Schlossähnlich wie sie fand. Auf dem beachtlichen Vorhof tummelte sich bereits die bunteste Gruppe Menschen die sie je gesehen hatte und sie kam aus Köln - Sie war bunte Haufen gewöhnt.
Es dauerte nicht lange bis sie eine kleine Gruppe gefunden hatte mit denen sie ein wenig plaudern konnte um sich die Zeit zu vertreiben. Keiner von denen war interessant aber es war besser als alleine rumzustehen.
Einer der Jungs deutete auf den Hof und lachte leise, denn da schien sich jemand mit Kaffee eingesaut zu haben, nachdem ihn jemand angerempelt hatte. Hannah drehte sich neugierig um und ihr Magen rutschte in die Kniekehlen. Ameria.
Das war doch nicht wahr, warum war sie denn jetzt auch hier? Das Mädchen war wie ein Fluch. Klebte ihr wie die Pest am Arsch. Sie ballte die Fäuste und drehte sich weg, es war zu früh am Morgen um sich mit ihr zu beschäftigen.

Nach der Ansprache des Direktors, welcher nicht nur ihr sondern auch ihrem ständigen Begleiter ordentlich Angst eingeflösst hatte, lernte sie nun ihre Mitbewohnerin Lena kennen.
Ein liebes Mädchen, langweilig wie die meisten aber lieb.
Sie war sehr offen was ihre Plage und auch ihre Familie betraf, so erfuhr Hannah recht schnell das dieses Mädchen so gut wie niemanden hatte, der sich um sie kümmerte.
Pino ließ sie derweil spüren was er von Lena hielt und das sie nutzbar gemacht werden könnte, dass Hannah sie würde kontrollieren können.
Sie war nichts weiter als eine kleine Puppe voller Selbstzweifel und Geltungsdrang. So süchtig nach Anerkennung und Zuneigung, das Pino nicht mal wirklich etwas würde tun müssen, um Lena nützlich zu machen.
Hannah beschloss sich vorerst mit Lena anzufreunden.

Der erste Tag an dieser neuen Schule war endlich mal interessant.
Am Morgen ging es in die Aula, wo erneut der Direktor eine kurze Ansprache hielt, gefolgt von seiner Frau, welche Pino direkt mal aus dem Saal jagte. Mit Ameria war er noch klar gekommen, sie war weit genug weg aber zwei davon waren ihm dann doch zu viel.
Hannah hörte hier nur eine Neuigkeit, obwohl so richtig neu war sie nicht. Sie hatte bereits geahnt dass es sowas wie Vertreiber gab und war sich sehr sicher, dass Ameria eine war.
Alle weiteren Themen betrafen den allgemeinen Schulablauf und Hannah hörte nur mit halben Ohr hin. Lena neben ihr schrieb derweil mit als würde es einen Test im Anschluss geben.
Nachdem Frau Stoffer endlich fertig wurde mit ihrer Themenliste ging Hannah mit Lena auf den Schulhof. Das Wetter war wirklich schön und da es gleich mit dem Unterricht losgehen sollte, wollte sie sich ein paar Sonnenstrahlen gönnen.
Zwei Jungs schien derweil bereits die Hitze zu Kopf gestiegen zu sein und sie begannen sich zu prügeln. Neugierig und erregt verfolgte Hannah das Schauspiel und jubelte mit den andere Schülern zusammen. Das Spektakel nahm eine unerwartet grausame Wendung, als plötzlich ein Stein ins Spiel kam und für blutige Ergebnisse sorgte. Im Augenwinkel sah Hannah nun Ameria, welche sich feige hinter einem Baum verkroch anstatt dazwischen zu gehen. Hannah war sich sicher das eine Vertreiberin hier würde etwas ausrichten können. Stattdessen mischte sich ein Junge ein, nachdem dieser noch einen besorgten Blick zu Ameria geworfen hatte.
Sollte das Mädchen etwa einen Freund gefunden haben? So schnell?
Der Junge war schon eine interessante Erscheinung mit seinen zerissenen und zusammengewürfelten Klamotten, den Blauen Haaren mit Sidecut und dem Metall im Gesicht.
Hannah war ehrlich beeindruckt wie er den Streit der beiden Jungs beendete und betrachtete ihn sich etwas genauer. Sich die eigene Zigarette in der Hand auszudrücken war schon eine krasse Aktion.
Sie wollte wissen wer der Junge war.
Nur wenige Augenblicke später folgte sie also dem Jungen zum Klassenraum und stellte erfreut fest, das er wohl in die gleiche Klasse ging wie sie.

Mourice und Ameria schienen sich zu Hannahs Leidwesen sehr gut zu verstehen und hingen nahezu ununterbrochen aufeinander.
Sie teilten sich sogar ein Zimmer, was für einige Gerüchte sorgte. Das sich nur 2 Leute ein Zimmer teilten war relativ selten und noch seltener, das es ein gemischtes Zimmer war.
Die beiden zusammen zu sehen nervte Hannah enorm. Immer wieder meinte sie zu beobachten, dass sie sich verstohlene Blicke zuwarfen und ihr wurde jedes mal ein bisschen übel. Keiner der beiden schien es jedoch zu bemerken, dass sie sich gegenseitig abcheckten.
Hannah musste bald feststellen das sie Gefallen an dem blauhaarigem Punk gefunden hatte. Sie erwischte sich immer wieder dabei wie sie ihn im Unterricht beobachtete, wie ihr Tag sich ein kleines bisschen besser anfühlte wenn sie ihn grinsen sah und wie er um einiges mieser wurde wenn er Ameria anlächelte.
Normalerweise hätte sie einfach Pino auf ihn angesetzt und dafür gesorgt das er Ameria fallen ließ, sie vielleicht sogar noch ein wenig verletzte aber hier und grade mit ihm ging das nicht.
So musste Hannah sich das Ganze also weiter schweigend ansehen, denn zum ersten Mal war sie ohne Pino und somit bestand die Chance auf eine Abfuhr und sie traute sich deshalb nicht Mourice anzuflirten.
Am Mittwoch durfte sie wieder etwas Neues über Mourice erfahren.
Er war ein sehr kreativer Junge und blühte im Kunstunterricht richtig auf. Es fiel ihr schwer sich auf ihre eigene Arbeit zu konzentrieren, denn es machte ihr zu viel Spaß ihn dabei zu beobachten wie er mit breitem Grinsen im Gesicht ein kleines Meisterwerk schuf.
Im anschließenden Musikunterricht erfuhr sie dann auch noch das er ein wenig Klavier spielen konnte und eine solide Gesangsstimme hatte. Ein wenig verträumt lauschte sie seiner kleinen Vorstellung und kämpfte die Wut und den Frust darüber nieder dass er sich immer wieder zu Ameria setzte. Was sah er nur in ihr? Sie war ein unfassbar langweiliger Mensch und so verkrampft! Nie traute sie sich irgendwas und schien sich permanent unwohl zu fühlen. Er dagegen strahlte so ziemlich das Gegenteil aus. Hannah war grade davon angetan. Mourice schämte sich für nichts. Er war lustig und schien mit sich zufrieden.
Hannah hatte noch nie so viel Spaß gehabt jemanden einfach nur zu beobachten und sie war nie ein Kind von Traurigkeit gewesen.
Doch die erste Musikstunde nahm noch eine schmerzhafte Wendung als Ameria sich vollkommen zu verlieren schien. Pino wurde mit einer Wucht aus dem Raum getrieben, als wäre eine Welle gegen ihn gebrochen. Hannahs Kopf fühlte sich an als würde jemand ihn mit einer stumpfen Axt zu spalten versuchen und sie war nicht allein mit ihren Schmerzen.
Ameria schien derweil nicht mitzubekommen was sie grade tat und wirkte noch empört als sie aus dem Raum verbannt wurde.

In den nächsten Wochen versuchte Hannah einen Weg zu finden Ameria von Mourice wegzubekommen oder ihn von ihr aber es stellte sich als sehr schwer heraus.
Vertreiber waren für Pino unzugänglich und Geplagte waren um einiges schwerer zu manipulieren als normale Menschen. Ihre Plagen hatten schließlich eigene Interessen und fanden es nicht so toll, wenn Pino ihren Wirten auflauerte.
Sie musste sich also weiterhin Tag um Tag ansehen wie Mourice mit Ameria flirtete ohne das er merkte was er tat oder sie es raffte. Es gab einfach kein Entkommen, nicht einmal in der Mensa sollte sie ihre Ruhe haben, denn da hockten die beiden auch ständig zusammen und Ameria versuchte Mourice mit seinen Hausaufgaben zu helfen.
Hannah hatte ebenfalls solide Noten und sie würde mit ihm viel geduldiger sein. Ameria wirkte regelmäßig so, als wollte sie ihm die Hefter um die Ohren pfeffern aber der Junge schien ziemlich dicke Haut zu haben und sich nicht daran zu stören.
Als der Ball nun immer näher rückte sah Hannah sich dann doch zum Handeln gewzungen und zwar musste sie zum ersten Mal in ihrem bewussten Leben selber aktiv tätig werden.
Ameria hatte sich jedoch nicht einschüchtern lassen und Mourice hatte mehr Interesse an einem Ballspiel mit den Jungs gehabt als an Hannahs Vorschlag sie zum Ball einzuladen.
Die Ablehnung vor der sie sich so gefürchtet hatte war also eingetreten und in ihrem Frust befahl sie Pino den scheiß Ball aus dem Fenster zu befördern. Tim, der Kasper der gestört hatte, bekam entsprechend die Schuld daran.
Da Hannah sich sehr hatte überwinden müssen Mourice direkt anzusprechen, verlangte Pino nicht einmal eine bezahlung. Ihre Nervosität zuvor, hatte er als Vorkasse akzeptiert.
Die Idee das die Möglichkeit bestand in Vorleistung zu gehen war Hannah noch nie gekommen und die Erkenntnis eröffnete ihre neue Möglichkeiten.
Jedoch änderte es nichts daran das Hannah sich noch lange darüber grämen sollte, das Mourice nicht auf sie eingegangen war. Ihr Ego hatte einen herben Schlag abbekommen und sie klammerte sich an die Hoffnung, das er es sich vielleicht doch noch überlegte, denn er hatte soweit sie informiert war noch kein Date für den Abend.

Das letzte bisschen Hoffnung starb jedoch am Montag vor dem Ball.
Hannah wurde live Zeuge davon wie Mourice Ameria fragte ob sie ihn begleiten wollte. Hannah lachte bitter und schluckte die Säure im Hals runter. Ganz locker? Am Arsch!
Merkte er denn nicht wie er Ameria anschaute? Wie er regelmäßig auf sie reagierte und wie sie auf ihn? Da war nichts locker.
Bei Hannah brannte eine Sicherung durch und sie konfrontierte nach Unterrichtsschluss Ameria.

Am selben Abend musste Hannah dann wieder sehen wie Ameria und Mourice in trauter Zweisamkeit in der Mensa aßen.
Sie brachte sofort ihr Tablett weg und ging raus. Ihr war übel und sie fühlte sich gedemütigt.
Draußen traf sie auf einige Mitschüler und versuchte sich etwas abzulenken aber es klappte nicht. Dann sah sie Lena in der Mensa und sie befahl Pino das er sie nutzen soll.
Ameria mochte ja Mourice bekommen haben aber Hannah sprach keine leeren Drohungen aus und wenigstens ein wenig sollte Ameria sich heute noch blamieren.
Lena sollte ihr die Reste ihrer Pilzsuppe überkippen doch etwas Unerwartetes passierte.
Pino hatte andere Pläne und Hannah sah sich außer stande ihn davon abzuhalten. Mit Schrecken beobachtete sie wie Lena Ameria die Haare abschnitt.
Ihr Herz raste und ihr Mund fühlte sich trocken an. Lena kam scheinbar so ziemlich sofort wieder zu sich und vollkommen aufgelöst aus der Mensa. Hannah zitterte leicht. Pino hatte es geschaft das die liebe Lena soetwas tat? Hatte sie einen Groll gegen Ameria gehabt oder gegen deren Haare? Sie konnte sich nicht erklären wie er Lena dazu gebrahct hatte mit einer scharfen Schere auf Ameria loszugehen. Hätte diese sich nur etwas früher bewegt hätte sonstwas passieren können.
Tröstend nahm sie die weinende Lena in die Arme und hinterfragte zum ersten Mal ob sie Pino überhaupt jemals wirklich im Griff gehabt hatte.

Ohne Lena war das Zimmer gespenstisch leer.
Nachdem der Arzt sich vergewissert hatte das es ihr körperlich gut ging und ihr geisitiger Zustand keine Gefahr darstellte war sie wieder in ihr Zimmer geschickt worden.
Die Flure waren leer gewesen, bis auf einige Lehrer die Patroullie liefen und sie mit vor Entsetzen geweiteten Augen betrachtet haben. Hannah konnte es ihnen nicht verübeln. Ihr ehemals zart rosa-farbenes Kleid war durchtränkt mit dunkelroten bis schwarzen Flecken.
Soweit sie es erfühlen konnte waren auch ihre Haare verklebt. Das Einzige was sauber war, war Mourices Jacket welches ihr Ameria gegeben hatte.
Sie legte es vorsichtig über eine Stuhllehne und riss sich ihr Kleid so schnell sie konnte vom Körper, um es im Anschluss in den Müll unter der Spüle zu stopfen.
Sie schrubbte sich von Kopf bis Fuß bis ihre Haut brannte.
Der Schock saß ihr tief in den Knochen. Erst beim Arzt hatte sie sich erinnert wer ihr in die Arme gefallen war. Ihr verschwommener Blick hing auf Lenas ordentlichen und unbenutztem Bett.
Sie hatte nicht zum Ball gehen wollen, denn es hatte sie niemand eingeladen. Hannah hatte sie dennoch überredet, sie aber dann alleine gelassen um sich mit ihrem Date zu beschäftigen.
Ein langweiliger Junge aber sie hatte sich nicht die Blöße geben wollen ohne Begleitung zu erscheinen.
Das Salz brannte in ihren Augen und ihr Kiefer verkrampfte sich schmerzhaft.
Sie hätten einen gemütlichen Abend zu zweit verbringen können, so wie Lena es vorgeschlagen hatte.
Ein lautes Schluchzen brach aus ihrer Brust und schüttelte ihren Körper. Es war allein ihre Schuld!
Sie war Schuld an Lenas Tod.

Die nächsten Tage waren für Hannah eine einzige Gedultsprobe.
Herr Stoffer hatte sich sehr klar ausgedrückt wie sie sich zu verhalten hatte und wie sie auf Fragen zu reagieren hatte. „Lena hatte einen Zwischenfall in der Familie und war zurück gefahren um zu helfen.“, wurde ihr Mantra.
Sie versuchte ihr Zimmer zu meiden wo es nur ging, ebenso andere Schüler und daher verkroch sie sich nach dem Unterricht immer hinter die Turnhalle.
Pino war davon jedoch so gar nicht begeistert. Er stichelte und nervte und quälte sie, wo er nur konnte. Hielt Hannah sich zulange von anderen Menschen fern, wurde Pino offenbar unleidlich.
Das zwang sie nach nur wenigen Tagen dazu wieder unter Menschen zu gehen, obwohl es das Letzte war was sie wollte. Sie kotzte jede Minute an. Jeder Schüler der lachte und Lenas Verschwinden einfach akzeptiert hatte. Jeder Vollidiot der gehört hatte das Hannah zu der Gruppe gehörte die beim Trinken erwischt worden war und deretwegen der Ball abgeblasen wurde.
Ihre Wut auf alles und ihre Ohnmacht etwas Ändern zu können feuerte Pino ungemein an. Sie hatte jedoch nicht die Kraft sich Gedanken zu machen, ob er eventuell etwas anstellen würde.
Doch an einem Samstag schien Pino dann beschlossen zu haben, das er seine Fähigkeiten - gestärkt durch Hannahs negative Emotionen und ihre Angst davor vor ihren Mitschülern am Ende doch noch zusammenzubrechen - ausprobieren wollte.
Die Konsequenzen trug jedoch Hannah allein.
Amerias Verzweiflung hatte einen Höhepunkt erreicht und Hannah vollkommen unerwartet getroffen.

Die Bilder die ihr Herr König gezeigt hatten waren schockierend gewesen.
Nie hätte sie geahnt wie weit Pino gehen konnte, wie sehr er sich stärken konnte. Hannah war davon ausgegangen das Pino nur dann von ihrer Angst provitierte, wenn sie sich bewusst einer gewissen Angst aussetzte. Doch dem war nicht so. Jede Form von Unsicherheit, jede Form von Angst konnte ihn stärken und wenn er seinen Willen nicht bekam, fing er an zu sammeln.
Es sollte Hannah eine Lektion sein und eine Warnung. Scheinbar war er frustriert gewesen das er nichts hatte an dieser schrecklichen Schule tun können. Er vermittelte ihr ganz klar und deutlich das er sich im Recht sah mit dem was er Ameria angetan hatte.
In diesem Augenblick hatte Hannah das erste Mal ehrliche Angst vor ihrer Plage und wozu er fähig war.

Ameria hatte ihr die Nase gebrochen und sie musste für Schmerzmittel täglich zum Arzt, denn diese wurden nur in sehr geringen Mengen verteilt und sie hatte vorher auch mit Herrn Stoffer sprechen und sich diese genehmigen lassen müssen.
Am Sonntag betrat sie das Krankenzimmer und entdeckte eine Ameria die um ein vielfaches schlimmer aussah als noch am Tag davor. Hannah wusste das sie sich im Wald weiter verletzt hatte aber das erklärte nicht den Zustand in dem sie jetzt war. War in der Nacht noch etwas passiert?
Die Krankenschwester äußerte sich bei Nachfrage nicht dazu und schickte Hannah mit einer Wochenration Schmerzmittel von unfassbaren 2 Blistern á 3 Tabletten weg.
Pino lachte und feixte und sendete Freude und Zufriedenheit an Hannah. Es fühlte sich so unfassbar falsch an. Sie wollte sich nicht darüber freuen, dass Ameria aussah wie eine Leiche. Sie konnte sie nicht leiden aber das war dann doch zu viel.
Konnte sie Ameria eigentlich wirklich nicht leiden? War das vielleicht auch Pino? Hannah war sich sicher das sie vor Jahren wütend auf Ameria gewesen war, vielleicht sogar neidisch aber war das denn überhaupt noch so?
War es vielleicht nicht einfach nur Pino der sich die Langeweile vertrieb und gleichzeitig Ameria?
Sie wühlte durch ihren Kleiderschrank und fand eine Haremshose mit Kordelzug, sowie eine dunkelblaue Bluse die ihr noch grade so passte und brachte beides zur Krankenstation. Die Schwester war erstaunt das Hannah für Ameria etwas zum Anziehen brachte aber nahm die Sachen entgegen.
Hannah bat sie um Verschwiegenheit, wissend das Ameria die Kleidung sonst nicht annehmen würde.

Die Ferien rückten näher und nach ihrem kleinen Treffen mit Ameria auf dem Weg zur Mensa, wünschte sie sich diese sehnlichst herbei.
Nein, das war nicht richtig. Hannah sehnte die Ferien schon seit Montag nach der Prügelei herbei. Die Vertreiber hatten spitz bekommen, dass wohl ihre Plage Ameria so zugerichtet hatte.
Aus einem Grund der ihr nicht ganz klar war, haben diese daraufhin beschlossen Hannah spüren zu lassen, wozu Vertreiber so in der Lage waren. Die aus den höheren Klassen war dabei nicht zimperlich.
Hannah hatte bald keine andere Wahl mehr als sich zu verstecken. Sie konnte durch keinen Flur gehen ohne angegriffen zu werden. Sie traute sich bald kaum noch aus ihrem Zimmer aber es half nichts, sie musste zum Unterricht und auch was essen.
Ameria zu sehen hatte sie dabei auf dem falschen Fuß erwischt, insbesondere da Mourice wie immer bei ihr war und nichts weiter für Hannah übrig hatte als einen genervten Blick.
Doch das war nichts im Vergleich zu den Schmerzen die sie in der Mensah erwarteten, denn leider war der kleine Club um Nico grade am Essen und Hannah hatte dies zu spät bemerkt.

Hannah wischte sich hinter der Turnhalle, wo sie sich wieder zu verstecken begonnen hatte nach dem Zwischenfall mit Ameria, den Speichel vom Mundwinkel.
Ihr Kopf wollte explodieren und ihr Magen revoltierte aber hatte keinen Inhalt mehr den sie noch hätte verlieren können. Leider gingen die Vertreiber überaus geschickt vor.
Niemand konnte je sagen wer es war und sie machten nichts wenn ein Lehrer da war. Sollte dennoch etwas durchsickern „opferten“ sich die Neulinge und entschuldigten sich, weil sie wohl ihre Kräfte nicht kontrollieren konnten.
Sie lehnte sich schwer atment an die kühle Außenwand der Halle und fragte sich wie lange das noch so gehen sollte.
Das Einzige was ihr jetzt so klar war wie vorher nie, war dass Pino 90% ihrer Emotionen beeinflusst hatte. So wie es für ihn nützlich oder unterhaltsam gewesen war. Hannah war schon lange nicht mehr wütend auf Ameria. Sie hasste ihre Eltern auch nicht oder fand alle um sich herum langweilig.
Das alles war Pino.
Dadurch das die Vertreiber ihn ständig gewaltsam von ihr wegtrieben, konnte Hannah dies nun endlich erkennen. Sie war auch nur eine dumme Puppe gewesen. Voller Angst abgelehnt zu werden. Voller Selbstzweifel.
So sehr sie sich auf die Ferien freute um keine feindlich gesinnten Verteiber mehr ertragen zu müssen, so sehr fürchtete sie sich davor Pino ausgeliefert zu sein.
„Hier bist du also.“, Hannah zuckte zusammen als der tiefe Bass ihres Sportlehrers in ihrem Brustkorb vibrierte. Sie drehte den Kopf und sah zu ihm hoch. Er sah sie mit gewohnt unverandten Blick an, mit einer kleines Prise Ekel. Letzteres lag wahrscheinlich an dem säuerlichen Geruch der in der Luft hing.
„Herr Stoffer bat mich mit dir zu sprechen. Es geht um deine Plage und dessen Fähigkeiten.“, er kniete sich zu Hannah und schien sie sehr genau zu betrachten. Sie zog die Knie eng an sich und wandte den Blick verunsichert ab. Würde sie nun doch noch von der Schule fliegen?
Hatte Herr Stoffer beschlossen das Pino nicht tragbar war?
„Meine Plage funktioniert ähnlich wie deine. Komm, du brauchst was zu essen und wir haben einiges zu besprechen.“, sprach er mit einem beinahe sanften Ton. Verunsichert und überrascht sah sie zu ihm und sah das er ihr die Hand hinhielt.
Ihre Finger zitterten leicht als sie ihre Hand in seine Pranke legte und sich hochziehen ließ.
Das war ihr nur etwas zu schnell gegangen und sie spürte wie sie nach vorne wankte, ihr Kopf schwirrte und ihr wurde kurz schwarz vor Augen. Herr König verhinderte jedoch das sie hinfiel indem er seine Hand gegen ihre Stirn drückte und sie so aufrecht hielt.
Das darauf folgende Essen war sehr aufschlussreich und ein wenig angsteinflößend.

Irgendwie hatte sie es geschafft bis zum Ferienbeginn durchzuhalten.
Sie war besser darin geworden den Vertreibern auszuweichen und sich ansonsten an Lehrer zu halten. Zudem hatte Herr König ihr einige Tips gegeben wie sie Pino zumindest soweit in den Griff bekommen konnte, das er sie nicht länger kontrollierte. Er würde jedoch wohl noch verschlagener und grausamer werden, wenn sie patzte.
Sie hatten zudem einige Vermutungen wie Pino ein wenig besänftigt werden könnte und Hannah bekam die Aufgabe über die Ferien jede dieser Ideen auszutesten.
Herr König hatte dennoch anmerken lassen, das sie wahrscheinlich auf kurz oder lang einen Vertrag würde mit Pino schließen müssen. Weiterhin sollte sie sich unter den Vertreibern dringend Freunde suchen oder sich zumindest mit jemanden arrangieren, dass sie sich in deren Nähe aufhalten konnte wann es nur ging.
Hannahs Auswahl war diesbezüglich sehr eingeschränkt. Eigentllch blieb sogar nur eine Vertreiberin übrig, denn nur bei ihr war sie sich absolut sicher, dass sie nicht zu Nicos Club gehörte. Weder jetzt noch in Zukunft. Schließlich hasste Mourice Nico.
Fast so sehr oder eventuell genauso wie Ameria Hannah hasste.
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Di Okt 05, 2021 7:56 pm
Nur Weniges was Frank Bleibners sich in den Kopf gesetzt hatte war für ihn unerreichbar gewesen.
Nie hätte er gedacht, dass sich seine Tochter in die kurze Liste einreihen würde.
Mit etwas zu viel Schwung knallte er sein Handy auf die Tischplatte und handelte sich einen missbilligenden Blick von Frau Schwaan ein. Eine kurze Prüfung des Bildschirms versicherte ihm, dass sein Handy unversehrt war.
Sich die Haare raufend lehnte er sich in seinem Bürostuhl zurück.
Mittlerweile war es Donnerstag und er wünschte Fleur die Pest an den Hals. Die ließ es sich irgendwo gut gehen und ihn in einer überaus brenzligen Situation zurück. Er musste unbedingt seine Tochter finden aber das Mädchen war ein Phantom!
Das sie nicht an ihr Telefon ging überraschte ihn nicht. Einmal hatte sie zurück gerufen, doch da hatte er es nicht schnell genug bemerkt und seitdem liefen alle Versuche ins Leere. Sie wusste wer anrief und offenbar bestand von ihrer Seite kein Gesprächsbedarf.
Er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Sicherlich war sie erstaunt gewesen, dass er sie angerufen hatte. Das sie darüber keine Freude empfand zeigten die letzten Tage und unzählige Mailboxsprachnachrichten die wohl nie jemand hören würde.
Er hatte es auch über WhatsApp versucht aber da hatte sie ihn offenbar geblockt. Sie schien sehr entschlossen, es ihm so schwer wie möglich zu machen.
Seine Suche bei sämtlichen Social Media Plattformen war ebenso fruchtlos gewesen. Seine Tochter gehörte scheinbar nicht zu denen die jeden Lebensschritt mit der ganzen Welt teilten.
Fleurs Eltern waren ebenso ratlos gewesen, wo Ameria sein könnte. Das Gespräch hatte jedoch das interessante Detail offenbart, dass Ameria sich vor wenigen Tagen bei ihnen gemeldet hatte und somit offenbar wusste, dass ihre Mutter weg war. Das die Großeltern dennoch keine Ahnung hatten wo ihre Enkelin war und auch weder Reue darüber noch Bedenken zu haben schien hatte für ein sehr kurzes Telefonat gesorgt, welches Frank fassungslos zurückgelassen hatte.
Er richtete seine Frisur und schloss nachdenklich die Augen. Am Samstag war sie also noch in Ordnung gewesen. Sie hatte jedoch zuvor nicht mitbekommen, dass ihre Mutter ausgezogen war und die Wohnung neu vermietet hatte. Sie musste also schon eine ganze Weile weg gewesen sein, jedoch gab es keine Beschwerde seitens der Schule.
Fleur hätte sicher Probleme bekommen, wenn Ameria der Schulpflicht nicht nachgekommen wäre aber das war scheinbar nicht passiert. War sie weggelaufen und lebte seitdem bei Freuden?
Warum kam sie dann genau zu Ferienbeginn zurück?
Wo war seine Tochter? Sie schien schlau genug zu sein über Wochen irgendwo unterzukommen und dennoch kein Aufsehen zu erregen. Sie war nicht verzweifelt, denn er ging schwer davon aus, dass sie sonst seine Anrufe annehmen würde.
Er wünschte sich wirklich, dass sie weniger stur wäre. Doch welches Recht hatte er darüber zu klagen? Er war genauso…
Sein Magen zog sich unangenehm zusammen. Seine Tochter und er hatten also etwas gemeinsam.
Erneut warf er einen Blick auf sein Handy. So kam er nicht weiter. Er musste rausfinden wo sie war und persönlich mit ihr sprechen. Dumm das Joelle nach wie vor im Koma lag, denn sie war die Letzte die Ameria gesehen hatte.
Planlos starrte er auf die Deutschlandkarte auf seinem Bildschirm.
In diesem Moment wurde ihm ein Nachrichteneingang angezeigt. Der Absender sagte ihm nichts. Der Betreff weckte dennoch sein Interesse, denn er enthielt den Namen seiner Tochter.
Neugierig geworden scannte er die Mail und deren Anhänge um sicher zu gehen, dass sich nicht jemand versucht in das System zu hacken.
Im Anschluss las er sich die Mail durch, welcher ein Daniel Stoffer ihm geschickt hatte.
Die Anhänge beinhalteten eine zusammenfassende Rechnung und Belege als Nachweise. Belege von Schuhen, Kleidung im Allgemeinen und Unterwäsche.
Frank verlor die Kontrolle über seine Gesichtsmuskeln und starrte ungläubig auf die gescannten Belege. „Herr Bleibners? Ist etwas passiert?“, fragte Frau Schwaan mit besorgtem Unterton.
Sachte schüttelte Frank den Kopf. „Ich weiß es nicht…“, antwortete er ratlos.
Was genau trieb seine Tochter?!
Frank zwang sich zur Ruhe und las erstmal die Mail von diesem Stoffers durch.
Er stellte sich als der Direktor von Amerias Internat vor und schilderte sehr knapp, dass gewisse Umstände es nötig gemacht hätten Ameria neu auszustatten.
Vermutlich würde er mit Ameira persönlich sprechen müssen um herauszufinden was für Umstände das gewesen waren.
Zusätzlich zeigte die Rechnung auch das Schulgeld auf. Die Summe war nicht grade klein und erst vermutete er, das es sich vielleicht im mehrere Monate handeln könnte aber es war wohl nur der Oktober. Es fiel ihm sehr schwer zu Glauben, dass Fleur eine teures Internat für Ameria bezahlt hatte. Was genau war hier eigentlich los? Er hasste es, wenn ihm nicht alle Informationen vorlagen.
Mit düsterer Miene fixierte er sein Handy. Verflucht sei der Bleibnerˋsche Starrsinn.
Er las sich die Mail erneut durch. Viele Informationen gab sie nicht her.
Jedoch war eine Signatur enthalten, welche eine Adresse, wie auch eine Telefonnummer enthielt.
Frank griff sofort zum Telefon und wies, während er wählte, Frau Schwaan an, den nächsten Termin zu verschieben.
Das Telefonat mit Herrn Stoffer war sehr aufschlussreich gewesen.
Die Information das Ameria aktiv den Kontakt zu Frank vermied schien den Mann nicht überrascht zu haben. Eine interessante Erkenntnis, denn offenbar hatte er es dennoch nicht für notwendig gehalten mit ihr darüber zu sprechen sondern war direkt auf Frank zugekommen.
Die Überweisung für die Kosten die Herr Stoffer übernommen hatte war schnell getätigt.
Weniger freudig überwies er das Schulgeld, welches nach Aussage von Herrn Stoffer an das Elterneinkommen angeglichen war. Das Konzept leuchtete ein, wer mehr hatte zahlte auch mehr und wer wenig hatte entsprechend weniger. Dennoch kam es ihm merkwürdig vor, doch auch Herr Stoffer hatte bestätigt das die Zahlungen zuvor von Fleurs Konto gekommen waren, dieses nun jedoch nicht mehr zu existieren schien.
Langsam wuchs die Neugierde in ihm was seine Tochter betraf und auch Herrn Stoffer würde er gerne persönlich treffen.
Jetzt wo Frank wusste wo Ameria war und dass er es ihr gut ging, stellte er erstaunt fest, wie massiv es ihn erleichterte. Zum ersten Mal seit Montag hatte er das Gefühl wirklich atmen zu können.
„Frau Schwaan, ich bin am Montag außer Haus. Organisieren sie mir einen Mietwagen ab Freitag.“
Am Samstag würde er nun also seine Tochter kennenlernen.
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Fuyu
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Nebenszenen Empty Leander Zervas

Do Okt 21, 2021 7:17 pm
Es gibt Menschen die von sich behaupten sie seien vom Pech verfolgt.
Anderen wird nachgesagt sie hätten das Glück auf ihrer Seite.
Leander Zervas konnte über beide Behauptungen nur Müde lächeln. Für ihn galt beides gleichermaßen, es kam ganz darauf an ob Fortuna ihm gut gesinnt war oder grade nicht.
Fortuna war in seinem Fall keine mythische Gottheit, sondern seine Plage. Eine sehr mächtige Plage.
Leander war sich fast sicher, dass die Gottheit ihr nachempfunden war und sie nicht von einem alten Römer so benannt wurde, weil er sich für witzg gehalten hatte.
Grade lag er zwischen leeren Bierflaschen auf einem edlen Holzboden in einer fremden Wohnung und beobachtete sie dabei wie sie kleine Fallen aufbaute. Hier ein Teppich der leicht angehoben wurde, dort eine Flasche die in den Türrahmen gerollt wurde und dort ein Lampemkabel das in den Weg gelegt wurde.
Das war für Fortuna jedoch nicht mehr als ein amüsanter Zeitvertreib und zeigte nicht am Ansatz ihre Fähigkeiten. Seine Aufmerksamkeit wurde von der feengleichen Gestalt abgelenkt als seine Hose zu vibrieren begann. Er griff zur Seite und zog die Jeans zu sich um sein Handy aus der Potasche zu ziehen. Daniel Stoffer, sein Freund seit Kindheitstagen und jemand der in Leanders Nähe nichts zu befürchten hatte, bat ihn um Hilfe. Offenbar lief irgendetwas an seiner Schule aus dem Ruder.
Daniel war für Leander immer der Inbegriff an Kontrolle gewesen, wo Leander eher das Chaos verkörperte.
Unter Stöhnen richtete er sich auf und rieb sich die Müdigkeit aus dem Gesicht. Sein Schädel brummte und sein Magen knurrte, während er gleichsam androhte den nicht vorhanden Inhalt loswerden zu wollen.
Der letzte Abend war wirklich sehr witzig gewesen, vermutlich, aber bei wem und wo war er jetzt eigentlich?
Er stieg unter Wanken und mehrmaligen Stolpern auf und schaffte es irgendwie seine Hose anzuziehen, sogar richtig rum. Beim zweiten Versuch.
Sich am Hinterkopf kratzend sah er sich gähnend um. Irgendwo musste auch sein Hemd rumliegen.
Barfuß tapste er durch die fremden Räume und stieg über die noch schlafenden Schnapsleichen.
Schade das er sich nicht an vergangene Nacht erinnerte, wäre sicher eine gute Geschichte geworden.
Da Fortuna langsam unruhig wurde und aus der Wohnung wollte, nahm er sich irgendein Hemd in der Hoffnung das es passte und ein paar Schuhe das ihm zufällig ins Auge gefallen war.
Auf dem Weg nach unten schrieb er Daniel kurz zurück, dass er sich sofort auf den Weg machte.
Er konnte nur nicht sagen wie lange er brauchen würde, denn er wusste nicht in welcher Stadt er war.
Google Maps klärte ihn dann darüber auf, dass er in Prag war.
Außerdem lernte er, dass es nicht wie gedacht Donnerstag sondern Samstag war.
Er steckte das Handy ein und atmete tief durch. Jetzt hieß es also zurück nach Deutschland kommen.
Das wird spannend!
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Fuyu
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Nebenszenen Empty Frank lernt Ameria kennen

Sa Feb 26, 2022 3:53 pm
Frank war ein Frühaufsteher.
In der Art das er funktionierte. Er stand auf, duschte, zog sich an, fuhr zur Arbeit.
Wach war er dabei jedoch nicht. Guter Laune noch weniger.
Da er alleine lebte, bekam das allerdings niemand mit und auch wenn jemand da wäre, würde derjenige wohl nur bemerken, das Frank zwar wach wirkte aber erst ca. eine Stunde nach dem Verlassen des Bettes ansprechbar war. Vorher ging alles links rein und rechts raus.
Heute hatte er jedoch noch früher aufstehen müssen als sonst, denn einen Mietwagen hatte Frau Schwaan zwar besorgen können aber der Anbieter hatte einen Fehler gemacht und damit stand das Auto deutlich später parat als Frank es lieb gewesen wäre.
Er fuhr am Samstagmorgen los.
Auf der Autobahn wurde ihm jedoch erst so wirklich bewusst das er unterwegs war und für einen kurzen, erschreckenden Augenblick fragte er sich warum er hinter einem Steuer saß und seit wann.
Ein Blick auf die Uhr verrite ihm das er bereits seit einiger Zeit fuhr.
Er hatte die Stadt längst hinter sich gelassen und hatte sich rechts auf der Autobahn hinter eine Kolonne LKW eingereiht.
Kurz schüttelte er den kalten Schauer ab der ihn durchfuhr. Manchmal jagte er sich selbst Angst ein.
Er setzte den Blinker nach links und trat das Gaspedal durch.

Die Fahrt war lang gewesen aber da er sehr früh losgefahren war, hatte er den Berufsverkehr umgangen. Die Baustellen auf der Strecke waren so bereits nervtötend genug gewesen.
Die schmale Landstraße die ihn durch die Wald führte öffnete langsam den Blick auf sein Ziel. Er parkte neben dem großen Tor und stieg langsam aus.
Ein beeindruckendes Gebäude und sehr abgeschieden. Es wirkte jedoch nicht alt, auch wenn der Baustil ein anderes Bild vermitteln wollte. Der Zaun herum war auch ein deutliches Zeichen, dass ungewollte Gäste nicht gerne gesehen waren. Jetzt stand das Tor jedoch weit offen und gab den Weg zu einem großzügigen Hof frei.
Frank ließ seinen Blick über den Hof wandern, während er langsam voran schritt. Wie sollte er hier Ameria finden? Vermutlich wäre das Seketariat eine gute Anlaufstelle, fragte sich nur wo dieses zu finden war.
Kurz darauf viel ihm jedoch ein Mädchen auf, dessen rote Haare in der Sonne schimmerten.
Er wusste das Ameria ihrer Mutter ähnlich sehen sollte und er selbst hatte auch einen leichten Rotstich. Die Haarfarbe war nicht sehr häufig, also steuerte er auf sie zu. Er holte sein Handy raus und wählte Amerias Nummer ohne das Mädchen aus den Augen zu lassen.
Sie zuckte zusammen und er konnte deutlich ihr Handy klingeln hören. Das er sie so schnell finden würde, kam überraschend. Er stellte sich vor sie hin und sah auf sie herab.
Das war also seine Tochter? Er stellte sich bequem hin und besah sie sich genauer.
Sie war zu dünn, hatte auffallende Augenringe und er vernahm einen unangenehmen Geruch von Rauch und Alkohol von ihr, der ihn kurz die Nase rümpfen lies. Das Mädchen sollte dringend duschen.
„Guten Tag Ameria.“, begrüßte er sie kühl. Sie sah mit großen, überraschten Augen zu ihm rauf.
„Was machst du hier?“, raunte sie und Frank seufzte innerlich. Kein guten Morgen? Hatte das Mädchen keine Manieren gelernt?
Er erklärte ihr kurz und sachlich warum es nötig geworden war hier aufzutauchen und das sie nicht unschuldig an der Situation war. Sie hätte schließlich an ihr Handy gehen können oder ihn einfach mal zurückrufen können und er hätte sich sechs Stunden Fahrt erspart.
Sie verzog leicht das schmale Gesicht und schien eindeutig unter Kopfschmerzen zu leiden. Er vermutete das sie wohl einen Kater hatte. Wie kam ein fünfzehn jähriges Mädchen in einem Internat an Alkohol? Wurde das hier geduldet? Wurde sein Geld dafür genutzt? Er war gespannt auf die Erklärung des Direktors.
Bedächtig stellte sie ihre Tasse beiseite und richtete sich auf. Dabei vermittelte sie den Eindruck eines Fohlens, das seine ersten Schritte wagte. Sie versuchte ihre Schultern zu straffen, zumindest vermutete er das. Zum einen hing der Pullover den sie trug so locker das sie kaum Schultern zu haben schien und zum anderen scheiterte sie auffallend. Frank legte den Kopf leicht schief. Dieser Hoodie war doch eher für einen Jungen. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die dritte Person im Bunde.
Ein schlanker Junge mit blauen Haaren--halbseitig--, gepiercter Lippe und Nase, sowie kaputten Klamotten. Er schien damit von den eher weichen Gesichtszügen ablenken zu wollen. Nichts an dem Jungen schien so wirklich zusammenpassen zu wollen. Zu ihm würde jedoch dieser Hoodie mit der fetten Aufschrift „WIZO“ sehr gut passen. „Dein Freund?“, fragte er daher nach und erfuhr das der Junge wohl Mourice hieß. „Das habe ich nicht gefragt.“, setzte er nach, denn er würde gerne wissen wolllen wie die beiden zueinander standen. Frank hatte zwar kein generelles Problem mit Punks aber hier saß ein Junge neben seiner eindeutig unter einem Kater leidenden Tochter, die viel zu jung für Alkohol war und wenn sie nach ihrer Mutter schlug auch keinen vertrug. Betrunkene Kinder verhielten sich dumm. Jungs in diesem Alter verhielten sich besonders dumm. Frank selbst war dafür ein Paradebeispiel und der Beweis funkelte ihn bitterböse an.
„Das geht dich einen Scheißdreck an!“, fauchte sie und Frank wandte seinen Blick von dem Jungen ab. „Er hat offenbar einen sehr guten Einfluss auf dich.“, stellte er fest.
Punks waren zumindest nicht für gute Manieren bekannt, obwohl Frank nicht wusste ob Ameria nicht eventuell von sich aus so war. Jedoch hatte Fleur, wenn sie mal eine Information gegen Franks Willen hatte fallen lassen, gerne betont wie ähnlich sie ihr sei. Wie hübsch sie war und wie geschickt mit Mode und Make-Up. Natürlich schrieb sich das Fleur alles selber zu, sie hatte niemals direkt Ameria gelobt sondern sie als ein Resultat ihrer außergwöhnlichen mütterlichen Fähigkeiten dargestellt.
Das Mädchen vor ihm war jedoch nichts von dem was Fleur beschrieben hatte.
Aber die Familienähnlichkeit wurde Frank dennoch wie ein Stein ins Gesicht geworfen. Fast schon hämisch begann sie ihren verbalen Angriff. „Für jemanden der mit 17 zu blöd war ein Kondom zu beutzen, bist du erstaunlich selbstgefällig.“, stellte sie fest und traf bei Frank einen Nerv.
Er blieb jedoch ruhig und versuchte kurz zu erklären, dass er ihr nichts böses wollte. Er wollte nur nicht, dass sie sich ihr junges Leben ruinierte, weil sie in der Bad-Boy-Phase steckte.
Schließlich wusste er aus eigener Erfahrung wie belastend eine solche Situation war. Für ihn war es so überwältigend gewesen, dass er keinen anderen Weg gesehen hatte als zu fliehen.
Er wäre kein guter Vater gewesen, er kannte nur die Methoden seiner Eltern und diese hätte kein Kind verdient. Er hatte sie auch nicht verdient gehabt.
Jedoch war seine Erklärung nicht richtig angekommen und nun wurde er Zeuge davon, das Ameria durchaus nach ihrer Mutter kam. Sie sah rot und fing an sich in Rage zu reden.
Vorwürfe und bissige Kommentare schlugen auf ihn ein wie Hagelkörner, während sie plötzlich nicht nur die Energie zum Stehen gefunden zu haben schien sondern auch noch auf ihn zuging.
Sie beendete ihr Plädoyer mit der Aussage, dass er kein Recht hatte irgendetwas sicherstellen zu wollen. Frank stutzte kurz und klärte Ameria kurzerhand darüber auf, dass er sehr wohl ein Recht hatte. Obwohl in diesem Fall war das Recht eher eine Pflicht, dies ließ er jedoch unerwähnt.
Ameria knirschte mit den Zähnen und schien sich grade noch so zusammenreißen zu können, nicht komplett die Fassung zu verlieren. „Das hat Fleur auch!“, presste sie hervor und Frank fand sich nun ehrlich verwirrt.
Konnte es wirklich sein das Ameria nicht wusste in welcher Situation sie sich befanden? Nein, das war nicht möglich, oder? Fleur musste Ameria doch gesagt haben was sie vorhatte.
„Fleur hat die Scheidung eingereicht, das Land verlassen und das Sorgerecht abgetreten. Hat sie dir das nicht erzählt?“, fasste er es kurz für sie, so sachlich wie möglich, zusammen. Offenbar war dies jedoch nicht die richtige Entscheidung gewesen. Ameria, welche eben noch voller Energie und zum Angriff bereit vor ihm gestanden hatte, sackte in sich zusammen. Ihre eben noch so kräftige Stimme klang müde und ungläubig.
Sie hatte es tatsächlich nicht gewusst. Frank stand vor diesem zierlichen Kind und wusste nicht sorecht was er jetzt bitte tun sollte. Niemals war er davon ausgegangen das Fleur soweit gegangen war, ihre Tochter zu verlassen ohne sie zu Informieren.
Er setzte also einen deutlich sanfteren Ton an und schlug vor, das Gespräch unter vier Augen fortzuführen, weil er annahm, das Ameria das nicht unbedingt vor ihrem Freund besprechen wollte.
Dieser Vorschlag entfachte aber wieder die Glut in ihr und es entwickelte sich schnell ein Flächenbrandt. Sie stieß ihn von sich und er trat einen Schritt zurück. Er hätte auch stehen bleiben können, Ameria hatte nicht grade viel Kraft in den dürren Ärmchen aber er wollte ihr den Raum geben, den sie zu brauchen schien. Er hob beschwichtigend die Hände und wollte signalisieren, dass es keinen Grund gab körperlich zu werden. Seine Bitte dass sie sich beruhigen sollte war aber nur weiteres Öl ins Feuer. Er wich ihrer Hand aus, als sie versuchte ihn zu ohrfeigen und seufzte frustriert.
So hatte das keinen Sinn. Solange sie sich nicht wieder beruhigte, würde dieses Gespräch zu nichts führen. Er bedauerte es sehr das ihr Temperament von der mütterlichen Seite überwog. Am Anfang hatte er noch angenommen sie wäre eher passiv aggressiv wie seine Familie. Das wäre zumindest leiser gewesen, weniger handgreiflich und er wusste damit umzugehen.
Frank beschloss, dass ein strategischer Rückzug die beste Strategie darstellte und klärte Ameria darüber auf, dass er ihr Zeit geben würde um wieder zu sich zu kommen und er erstmal den Direktor aufsuchen würde. Damit drehte er ihr und diesem Jungen den Rücken zu und machte sich auf den Weg zu dem größten Gebäude in der Hoffnung das es dort zum Direktoriat gehen würde oder er auf dem Weg einem Lehrer über den Weg laufen würde.
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Nebenszenen Empty Melissa Fuchs

Mi Mai 25, 2022 8:41 pm
Ihr Weg zurück in die Ruhe ihrer Wohnung wurde leider unterbrochen. Sie hörte ungläubige Schreie und Stimmengewirr.
Melissa seufzte tief und drehte auf dem Absatz um und ging zu der Geräuschquelle.
Ein Schüler hatte offenbar seine Plage nicht im Griff. Das wäre sonst kaum ein Problem aber leider stand ein anderer Schüler mit im Flur und dessen Eltern wirkten ein wenig irritiert darüber das ein Minikühlschrank an der Flurdecke schwebte und kurz darauf mit einem sehr lauten Krachen auf dem Boden aufschlug. Der Lärm lockte immer mehr Schüler und was sehr viel schlimmer war, deren Eltern an. Melissa fluchte innerlich. Wo war ein verdammter Vertreiber wenn man ihn mal brauchte?
„Was war das?“, fragte eine Mutter aufgeregt und starrte zwischen dem dampfenden Kühlschrank und Melissa hin und her. Sie befahl Sylvan die andere Plage anzugreifen und hoffte somit erstmal weitere Zwischenfälle zu verhindern bis jemand einen Vertreiber gefunden hatte.
Elegant und nach außen vollkommen unbeeindruckt stöckelte sie an dem Schrotthaufen vorbei zu den irritierten Eltern. „Manche Schüler werden auch immer kreativer mit den Streichen.“, seufzte sie und spielte die Rolle der leicht genervten aber dennoch belustigten Lehrerin mühelos.
Hoffentlich tauchte Daniel bald auf. Sobald Außenseiter involviert waren kümmerte er sich besser um die Abwicklung. Vor allem aber zeigte Sylvan deutlich dass die randalierende Plage noch lange nicht genug hatte und das konnte sehr schnell gefährlich werden.
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Nebenszenen Empty Leander Zorbas

Do Aug 11, 2022 7:56 pm
Leander schmunzelte bitter als er die U-Bahnlichter im Tunnel verschwinden sah.
Sie hätte erst in 2 Minuten fahren dürfen.
Fortuna war anscheinend verstimmt.
Das war nicht gut, schließlich war er immer noch in Prag und wenn sie keine bessere Laune bekam, würde es ziemlich anstrengend nach Deutschland zurück zu kommen. Er beschloss also den Weg zum Prager Hauptbahnhof zu Fuß zu gehen, da Fortuna gerne an der Luft war.
Die Schuhe drückten zwar unangenehm da sie zu klein waren aber wenn das Glück sich wenden sollte musste er da durch. Er betrachtete gemütlich schlendernd die alten Gebäude und befand das es schade war, dass recht viele nicht die Liebe bekamen die sie verdienten. Es standen erstaunlich viele der schönen Wohnhäuser leer.
Fortuna empfand dies als sehr spannend und huschte immer wieder durch kaputte Fenster in die Gebäude. Sie brachte sogar einmal etwas Geld mit zurück.
Leander stolperte jedoch und es fiel in eine Pfütze.
„Weißt du, Mourice ist an der Schule und damit auch Trilla.“, lächelte er ihr vielsagend zu, was ihm irritierte Blicke von Vorbeilaufenden einbrachte.
Daran war er jedoch gewöhnt und es kümmerte ihn prinzipiell nicht was andere über ihn dachten.
Fortuna schien zu überlegen.
Sie mochte Trilla sehr und vielleicht half ein wenig Vorfreude um Leander den Rückweg zu erleichtern, zumindest war es das was Leander sich erhoffte.
Er bog um eine Ecke und entdeckte einen Bus der Probleme mit der Technik zu haben schien.
Es war ein Fernbus nach Leipzig.
Leander schmunzelte. Was ein glücklicher Zufall.
Eine Traube Reisender stand um den Bus herum und nutzte die ungeplante Pause um sich die Beine zu vertreten und eine Raucherpause einzulegen.
Leander stieg selbstbewusst in den Bus ein und setzte sich auf einen der vielen Plätze.
Die junge Frau neben ihn sah ihn verwirrt an. Er lächelte freundlich und sie schien mit dem neuen Sitznachbar mehr als einverstanden zu sein.
"Hi...", grüßte sie leise und versuchte sich, etwas zu offensichtlich wie Leander fand, an einem flirtendem Ton. Sie war auch gar nicht sein Typ aber er wusste es besser als nicht darauf einzugehen und wandte sich ein wenig zu ihr um.
Die Frau legte ihr Buch beiseite und schien nicht ganz fassen zu können, das er auf sie ansprang.
Leander konnte Menschen schon immer sehr gut lesen und diese Frau war niemand der normalerweise Fremde ansprach.
Das hieß jedoch auch das es sehr unwahrscheinlich war, das sie ihn verpfeifen würde.
Der Busfahrer schien eine Lösung für das Problem gefunden zu haben und alle stiegen wieder ein.
Niemand sprach jedoch Leander an, das er den Platz frei räumen sollte.
Trilla war offensichtlich das Zauberwort gewesen.
Da er gerne flirtete und in schwärmenden Blicken badete war es für ihn ein kleines Opfer die junge Frau die Busfahrt über zu bespaßen. Sie war eine recht intelligente Frau und es machte ihm sogar ein wenig Spaß sich mit ihr zu unterhalten, obwohl er manche ihrer Aussagen als unangenehm naiv empfand.
Der Busfahrer kündigte an, nachdem es draußen immer dunkler wurde, das er das Licht ausschalten würde damit die Gäste schlafen konnten.
Der dunkle Innenraum hatte auf seine Nachbarin eine Wirkung wie ein Tuch auf dem Käfig eines Wellensittiches.
Leander beschloss das auch er etwas Schlaf gut gebrauchen konnte.
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