Postings zum RPG

Zu viel.
Es war ihr einfach alles zu viel.
Warum war diese Plage hier? Warum hatte sie sie wieder sehen müssen?
Die Arme um sich schlingend, versuchte Ameria angestrengt Luft in ihre Lungen zu bekommen. Ihre Brust fühlte sich jedoch viel zu eng an. Dann traf sie eine weitere Erkenntnis. Sie wäre tot gewesen, wenn sie nicht von Herrn Stoffer aufgesammelt worden wäre.
Ihr Plan B war schließlich gewesen sich in Rostock die Tage und Nächte zu vertreiben.
Sie schloss die Augen und sank gänzlich auf den Boden. Es war einfach zu viel.
Die Knie eng an sich ziehend machte sich so klein wie sie nur konnte.
Ein atmen. Aus atmen.
Ein… Aus...
Ein... Aus…
Fremde Blicke bohrten sich in ihren Rücken, während Mourice sachte auf sie einredete im Versuch sie zu beruhigen.
Ein… Aus….
Langsam öffnete Ameria ihre Augen und stand ganz langsam und sehr kontrolliert auf.
Ein… Aus…
Ohne den Blick vom Boden zu lösen nahm sie eine Tüte nach der anderen in die Hand und zählte weiter brav ihre Atmenzüge. Sie musste es bis zum Auto schaffen und wollte nicht noch mehr Ärger machen. Die Stoffers waren sicherlich schon genervt von ihr und schämten sich vielleicht sogar.
Sie benahm sich ja auch peinlich.
Ein... .Aus...
Es tat ihr ungemein leid, das sie so war. So anstrengend.
Es tat ihr ebenso leid das sie nach Mourices Arm griff und sich an ihm festhalten musste. Er war sicher auch furchtbar genervt.
Ameria hoffte er würde es bis zum Auto ertragen, denn ihre Beine fühlten sich wie Gummie an.
Sie würde sich gerne entschuldigen aber ihre Zunge fühlte sich wie Blei an. Sie bekam kein Wort raus.

Es war schrecklich so Ameria zu sehen, doch er konnte ihr nicht wirklich helfen als versuchen sie zu beruhigen.
Ameria dagegen konzentrierte sich ganz auf ihre Atmung und nach einer Weile fing sie langsam an ihre Tüten zusammen zu sammeln und sich langsam wieder aufzustellen. Das sie sich bei ihm festhielt, störte ihn natürlich überhaupt nicht und versuchte sie so gut zu stützen wie es nur ging.
Daniel und Matilda dagegen hatten noch etwas die Umgebung abgesucht, immer in Blickweite der beiden, doch leider ohne Erfolg.
Wo auch immer diese Plage so einfach her kam, sie war genau so schnell wieder verschwunden und das ohne jede Spur.
Als sich die beiden langsam Richtung Auto auf den Weg machten, kamen die beiden Stoffers sofort zurück und begleiteten die beiden.
Keiner sagte mehr ein Wort, was sollte man auch jetzt sagen?
Die Plage, die versucht hatte sie umzubringen, war hier und doch gleich wieder verschwunden. Und noch schlimmer: Niemand außer Ameria hatte sie zuerst bemerkt. Das wurde vor allem Daniel und Mourice bewusst. Dieses Ding war wirklich gefährlich.
Am Auto angekommen verstauten Sie die Tüten sofort im Kofferraum und Matilda stellte sich kurz zu Ameria und lächelte sie sanft und etwas besorgt an.
"Möchtest du noch einen Moment frische Luft schnappen oder lieber gleich zurück nach Hause?"
Egal wie, die Autofahrt würde sehr ruhig verlaufen und der Abend war eigentlich vorbei.

Mourice schien sich entgegen ihrer Befürchtung nicht daran zu stören, dass sie ihn als Krücke nutzte.
Im Gegenteil, er stützte sie so gut er konnte. Die ganzen Tüten machten das für ihn sicher nicht einfacher. Irgendwann kamen sie am Auto an und Frau Stoffer erkundigte sich, ob Ameria noch etwas Luft brauchte oder los wollte. Sie schüttelte sachte den Kopf.
Sie wollte so viele Kilometer wie möglich zu dieser Plage aufbauen, denn sie wurde das Gefühl nicht los das sie noch da war. Nur nicht sichtbar.
Die Autofahrt verlief sehr ruhig. Die Stoffers schienen in Gedanken zu sein und Ameria folgte weiter ihrem Mantra.
Zurück bei den Stoffers zog Ameria sich erstmal in das Gästezimmer zurück. Sie zog alle Vorhänge zu und rollte sich am Boden zusammen.
Sie ließ sich so lange und so tief in ihre Verzweiflung sinken, bis sie sich selbst ankotzte und lächerlich fand. Die Angst und Ohnmacht wurde bald von Wut ersetzte und Ameria kam wieder zu sich.
Sie strich sich die Haare aus dem nassen Gesicht und ging erstmal ins Badezimmer. Eine kurze Dusche und endlich eigene Kleidung später fühlte sie sich wieder etwas mehr wie sie selbst.
Draußen war es mittlerweile stockfinster.
Das Haus kam ihr sehr still vor. Ein Blick auf ihr Handy verriet ihr, dass es kurz nach Mitternacht war.
Sie sollte wohl besser schlafen gehen aber jetzt wo sie sich grade wieder im Griff hatte, wollte sie nicht riskieren alles durch einen ihrer farbigen Träume zu verlieren.
Sie schlich sich also nach unten ins Wohnzimmer und schaltete sich dort Fernseher an. Den Ton so leise, das sie ihn grade so hören konnte.
Nach ein wenig zappen landete sie bei CSI. Die Serie schien auch schon seit Ewigkeiten zu laufen aber es ging ihr eh nicht um den Unterhaltungswert. Fernsehen und Filme waren schon immer ihre Flucht vor den schlaflosen Nächten gewesen.
Ameria kuschelte sich auf die Couch und ließ sich berieseln bis ihre Lider zufielen.

Der Ausflug in die Stadt hatte sich als sehr aufschlussreich herausgestellt.
Sie lehnte sich mit interessiertem Blick in ihrem Stuhl zurück und beobachtete wie eine Frau hektisch am Fenster vorbei marschierte. An ihr war nichts besonderes. Mausbraunes Haar, vielleicht mitte dreißig, mehr Zornes- als Lachfalten und das unverwechselbare Gefühl das nur eine Geplage auslöste.
„Guten Tag, was darf ich Ihnen bringen.“, den Blick weiterhin nach draußen gerichtet gab sie ihre Bestellung auf. Die Kellnerin machte ihre Notizen und sich auf den Weg.
Ein junges Mädchen, zierliches Ding, ließ sich einige Meter entfernt zu Boden sinken. Ihre roten Haare schimmerten in der frühen Abendsonne. Doch sie war nicht das was wirklich interessant war.
Bei ihr war Daniel Stoffer mit seiner Frau, der Verräterin.
Beide schienen die Umgebung nach etwas abzusuchen und mit jeder Sekunde die sie es nicht finden konnten wuchs sichtlich ihre Frustration darüber. Zumindest kam es ihr so vor und sie fand es wahnsinnnig unterhaltsam.
Flora vermutete es hatte etwas mit der Mausfrau von eben zu tun. Gänsehaut kroch erneut über ihre Haut und sagte ihr das eine starke Plage in der Nähe war. Eine sehr starke Plage. Eine die töten konnte. Keine fremde Plage jedoch. Sie kannte dieses Gefühl aus der Schulzeit.
Es war jedoch nicht die von Daniel, auch nicht die seines Neffens. Sie drehte ihren Kopf und sah die Straße hinunter. Die Mausfrau war weg aber das Gefühl noch nicht.
Interessant.
Eine Plage die sich unabhängig bewegen konnte? Das war selten aber es kam vor. Wieso war ihre diese unauffällige Frau überhaupt aufgefallen? Sie war ihr merkwürdig vertraut vorgekommen.
Ihr Blick wanderte zurück zu der kleinen Gruppe.
Ob das Mädchen die Freundin von Mourice war? Eine Geplagte schien sie nicht zu sein. Nachdenklich rührte sie ihren Cappucchino um. Nico hatte etwas von einer rothaarigen Vertreiberin erzählt. Wie hatte er sie gleich nochmal genannt? Amelie? Nein… Annika? Das klang auch falsch… es war irgendwas mit A gewesen, soweit erinnerte sie sich.
Sie hatte vorgehabt mit dem Mädchen mal zu sprechen. Eine starke Vertreiberin wäre perfekt für ihre Pläne gewesen aber es schien ihr, als wäre dieses Mädchen ein wenig zu eng mit den Stoffers.
Nachdenklich beobachtete sie wie der kleine Punk sich sehr geduldig um das labile Ding kümmerte, welches nun vollends am Boden saß. Hm….
Für Geduld und Fürsorge war der Junge eigentlich nicht bekannt.
Das Mädchen war sicher keine Unterstützung als Vertreiberin. Schon gar nicht bei dem zerbrechlichen Geisteszustand.
Das bedeutete aber noch lange nicht, dass sie nicht nutzbar gemacht werden konnte.
Herr Stoffer hatte seinen Neffen zu sich geholt und damit gezeigt, das es außer Matilda noch jemanden gab, der ihm nicht egal war.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
Das war gut. Flora trank die Tasse aus und schnappte sich ihr Handy. Das Mädchen kam als Lockvogel in Frage. Wenn sie Mourice von Stoffer Senior nur weit genug weglockte...
Ihr kam soeben eine Idee, wie sie Daniel büßen lassen konnte für das was er getan hatte.
Freudig erregt bezahlte sie den Cappuchino und rief einen ihrer Verbündeten an.

Im Haus der Stoffer angekommen hatte sich Ameria sofort in ihr Zimmer zurück gezogen und war für den Rest des Abends auch nicht mehr heraus gekommen.
Zusammen mit Daniel und Matilda hatte Mourice noch zu Abendbrot gegessen, doch wirklich gesprochen wurde nicht mehr. Matilda war sichtlich besorgt und Daniel vollkommen in Gedanken. Manchmal wüsste Mourice gerne was in dem Kopf seines Onkels wohl so vorging, wenn er so versunken war. Welche Pläne er schmiedete oder auch ob er überhaupt eine Idee hatte, was hier gerade geschehen war.
Doch man erfuhr, wenn überhaupt, immer nur die Maßnahmen, die ergriffen wurden und nie das große Ganze.
Doch egal, nach dem Abendbrot machte Mourice noch den Abwasch, wühlte etwas durch den Garten und verschwand dann ebenfalls in sein Zimmer. Daniel hatte sich gleich nach dem Abendbrot zurück gezogen und Matilda hatte noch einen Film geguckt, um sich etwas abzulenken.

Die restlichen Tage bis es wieder zurück zum Internat ging verliefen zum Glück ruhig.
Mourice hatte langsam, vor allem auf Druck seiner Tante hin, wieder mit den lernen angefangen und sollte nach den Ferien besser in den Unterricht starten als am Anfang. Zumindest war das die Hoffnung seiner Tante aber so viel dazu.
Seinen Onkel dagegen hatte man nur noch selten zu Gesicht bekommen, er hatte sich nach dem Vorfall sehr zurück gezogen und war gefühlt nur noch am arbeiten. Matilda versuchte sein Verhalten zwar immer mit einem Lächeln abzutun, doch Mourice kannte die beiden mittlerweile doch ziemlich gut und er wusste, dass auch sie sich Sorgen um ihren Mann machte. Aber würde es eh nicht ändern können so versuchte Mourice die letzten freien Tage noch zu genießen und auch Ameria etwas aufzumuntern und sie den schrecklichen Vorfall wieder etwas vergessen zu lassen.
Am Donnerstag morgen hieß es dann Tasche packen und zurück zur Schule.
Mourice verstaute alle Sachen im Kofferraum von Daniels Auto und setzte sich dann auf die Rückbank. Zwar war diese Woche eigentlich noch Ferien, doch da sein Onkel wieder zurück musste um alles vorzubereiten, hieß es nun auch für Ameria und Mourice zurück.
Die Fahrt verlief gewohnt schweigsam und am Gelände angekommen staunte Mourice nicht schlecht. Dafür, dass noch Ferien waren, war schon ein ziemlicher Verkehr auf dem Gelände.
Der größte Teil der Lehrerschaft reiste ebenfalls wieder an und auch das gesamte Personal hatte sich bereits wieder eingefunden. Was vor allem auffiel, Mourice entdeckte einige Leute die scheinbar den Zaun abliefen und diesen genau begutachteten. Dieses mal würde es wohl einiges anders ablaufen, dachte sich Mourice und holte dann seine und Amerias Sachen aus dem Kofferraum, als sie am Wohngebäude ankamen und Daniel sich von den beiden zugleich verabschiedete.
"Na dann auf in unser Zimmer." sagte Mourice grinsend und ging langsam los.

Ameria kam es sehr gelegen, dass Frau Stoffer Mourice zu lernen antrieb und so half sie ihm wo sie nur konnte und schrieb sich nebenbei alle Notizen von ihm ab, damit sie nicht ohne dar stand.
Frau Stoffer hatte ihr ebenfalls versichert, dass sie ihr die Bücher die zerstört worden war neu zur Verfügung stellen würde und sie am Freitag zum Sekretarirat gehen und sich diese dort abholen könnte.
Die Nächte verbrachte Ameria fast jeden Abend auf der Couch anstatt im Arbeitszimmer, was zu ihrer Erleichterung von allen Seiten unkommentiert blieb.
Herr Stoffer hatte sich sowieso sehr rar gemacht und ließ sich kaum noch blicken, doch hier konnte Ameria nur spekulieren war er tat. Sie vermutete jedoch, das es etwas mit der mysteriösen Plage zu tun hatte.
Mourice und Frau Stoffer haben ebenfalls beschlossen das Thema nicht weiter zu vertiefen und sich lieber auf Erholung zu konzentrieren. Mourice bemühte sich stattdessen Ameria etwas aufzumuntern - was ihm alleine dadurch gelang das er es versuchte. Ameria war es nicht gewöhnt, das jemand auf sie achtete und aktiv ihre Laune aufzuheitern versuchte.
Es plagte sie jedoch auch ihr schlechtes Gewissen. Nett wie die Stoffers zu ihr waren, nutzte sie sie am Ende doch aus und belog sie. Ihr Vater versuchte sie mehrfach am Tag zu erreichen und Ameria löschte jeden eingehenden Anruf, unwillig mit dem Mann zu sprechen oder schlimmer noch von den Stoffers weg zu müssen. Ameria gefiel es bei ihnen zu gut, wenn sie sich auch wünschte das Herr Stoffer auch mehr anwesend wäre da eine gewisse Spannugn nach dem Vorfall aufgekommen war.
Dennoch vergingen die Tage schneller als es ihr lieb war und es hieß packen und zurück ins Internat.

Am Donnerstagmorgen half Mourice ihr, ihre Sachen zu verstauen. Frau Stoffer war so nett gewesen ihr einen Reisekoffer zu leihen.
Sie war sichtlich überrascht, dass die Schule so belebt war und es kam ihr wie ein weit entfernter Traum vor, dass sie noch vor wenigen Tagen versucht hatte in die leere Schule einzubrechen.
Die juckende Wunde an der Wade und die restlichen blauen Flecken, sowie der nach wie vor sehr empfindliche kleine Finger ließen jedoch keinen Zweifel an der Realität.
Etwas irritiert beobachtete sie die Leute die den Zaun abliefen und fragte sich, was dort wohl gesucht wurde.
Grade als sie nach ihrem Koffer greifen wollte fand sie nur Leere. Mourice hatte wohl beschlossen, das er ihren Koffer auch ins Zimmer bringen würde.
Sie lächelte ihn an und nickte. „Ja, lass uns hochgehen.“
Zusammen ging es also zurück und als Ameria das Zimmer betrat stellte sie fest, dass sie das Zimmer vermisst hatte. Es war in sehr kurzer Zeituhr zu Hause geworden.
Wie am ersten Tag begann sie direkt ihren Koffer auszupacken und den Schrank zu fülllen, wobei sie erstaunt feststellte das Kleidung darin lag. Zusammen mit einem kleiness Zettel:
„Ich hab mir die Fetzen genommen und gerettet was ging, hoffe es gefällt.“, eine Unterschrift fehlte aber es war ein kleiner Fuchs unten in der Ecke und Ameria schmunzelte leicht, während sich eine unbekannte Wärme in ihr ausbreitete.
Sie nahm die Sachen aus dem Schrank. „Schau mal Mourice!“, grinste sie zufrieden und zeigte ihm die kleinen Kunstwerke, die sie geschenkt bekommen hatte.
Klein war dabei gar nicht mal so verkehrt, denn ein großteil waren kurze Röcke und Hotpants aber das Meri ihre Beine, trotz Narbe, immernoch gerne mochte und auch zeigte, kam ihr das durchaus entgegen. Ein wenig war jedoch Frau Fuchs persönlicher Geschmakc mit eingeflossen, wodurch die Teile alternativer im Stil waren als von Ameria gewöhnt.
Sorgsam legte sie die Unikate wieder in den Schrank und fand dort auch ihr Ballkleid hängend. Frau Fuchs schien es repariert zu haben, soweit es ging. Es war nun eher ein Abendkleid aber dennoch erkannte Ameria die Corsage. Mit leicht geröteten Wangen beschloss sie, dass Mourice das nicht sehen musste.
Kurz darauf vibrierte erneut ihr Handy und sie sah schuldbewusst zu dem Bildschirm.
Es war wieder ihr Vater. Wie gewohnt lehnte sie den Anruf ab und löschte den Eintrag.
„So, was machen wir jetzt? Hausaufgaben haben wir fertig. Irgendeinen Vorschlag?“, fragte sie Mourice und legte ihr Handy achtlos beiseite.

Zusammen mit Ameria hatte Mourice das Zimmer betreten, was für die nächsten Monate nun wieder ihr Zuhause darstellen würde. Es war zwar sehr schön bei seiner Tante und seinem Onkel gewesen, immerhin entsprach dies wohl am ehesten einem richtigen zu Hause, doch es war auch sehr ungewohnt. Natürlich hatte er dort ein eigenes Zimmer gehabt und die beiden hatten sich um ihn gekümmert, fast wie um einen Sohn, was sich merkwürdig anfühlte. Doch es zeigte ihm auch, was er alles verpasst hatte in seinem eigentlich Zuhause mit seiner Familie.
Von daher war er schon froh wieder hier zu sein, vor allem konnte man jetzt auch wieder mehr tun und lassen was man wollte, ständig einen Erziehungsberechtigten um sich haben konnte schon sehr anstrengend werden.
Im Zimmer stellte er die Sachen ab und fing dann an in gewohnter Manier seine Sachen in den Schrank zu stopfen und setzte sich dann auf sein Bett. Auch Ameria wollte sofort ihren Koffer auspacken, als sie plötzlich inne hielt und dann freudig Mourice etwas zeigte. Scheinbar hatte jemand sehr viel Talent bewiesen und aus den zerfetzten Klamotten von ihr neue Teile genäht, die augenscheinlich auch verdammt gut aussahen.
"Wow. cool!" freute sich Mourice mit und bewunderte kurz das Werk. Sie sahen wirklich sehr gut aus, und knapp.
Während Ameria nun weiter auspackte, beobachtete Mourice Trilla, we diese akribisch das Zimmer absuchte. Wie immer nach den Ferien waren die Zimmer außerordentlich gut geputzt und so konnte Trilla keine Wollmäuse finden, mit denen sie spielen konnte. Amüsiert beobachtete Mourice daher seine Plage, wie sie sich in jede Ritze quetschte und einmal sogar versuchte einen Schrank zu verrücken, wovon er sie natürlich abhielt. Man wollte ja nicht gleich am ersten Tag das Zimmer umgestalten.
Dann wurde seine Aufmerksamkeit plötzlich weg gerissen, als plötzlich Amerias Handy vibrierte. Doch diese drückte das Gespräch sehr schnell weg und wirkte dann so, als sei nichts gewesen. Nun gut, wahrscheinlich war es bloß wieder so ein nerviger Werbeanruf.
"Hmm." überlegte er auf ihre Frage hin. Es wurde langsam Mittag. "Wir könnten zur Kantine gehen, gucken wer sonst schon da ist." schlug ziemlich planlos vor.

Ihr war Mourices Blick zu ihrem Handy nicht entgangen aber er schien keinen Verdacht zu schöpfen und fragte auch nicht weiter nach. Ameria legte den Kopf leicht schief und fragte sich ob Mourice eigentlich wusste was los war.
Als sie bei den Stoffers angekommen war hatte Mourice sich nichts anmerken lassen. Auch so hatte er zu keinem Zeitpunkt nachgefragt. Sie zog leicht die Brauen zusammen. Sollte sie ihn fragen ob er bescheid wusste?
Würde sie ihm erklären wollen was ihre Situation war, sollte er es nicht wissen? Wollte er es überhaupt wissen, denn gefragt hatte er ja nicht. Die Arme vor der Brust verschränkend schürzte sie leicht die Lippen. Wollte sie das er es wusste?
Mourice und sie sprachen nie über irgendwas außerhalb von dem was direkt vor ihnen lag. Offensichtliche Themen und Schule. Das hatte sie eigentlich immer gut gefunden aber langsam drängte sich ihr der Verdacht auf, dass ihr das nicht reichte. Als Mourice einmal seinen Bruder erwähnt hatte, hatte ihr Herz einen kleinen Hüpfer gemacht. Sie hätte sehr gerne mehr erfahren aber er hatte ihr keine Chance gelassen.
Sie hatte sich fest vorgenommen ihm keine Fragen zu stellen, in dem Glauben das er ihr sicher mit der Zeit etwas von sich erzählen würde aber Mourice war noch verschlossener als sie.
Ein Schatten riss sie aus ihren Überlegungen und Ameria verfolgte ihn neugierig. Trilla schien irgendwas zu suchen und Mourice schien das Ganze amüsant zu finden.
Auf seinen Vorschlag hin einfach auf gut Glück in die Kantine zu gehen, nickte sie schweigend. Es waren ja doch schon recht viele Schüler da und Ameria war neugierig, wer noch freiwillig seine Zeit bei der Familie kürzte.
Schnell steckte sie sich ihr Handy in die Jackentasche und ging zur Tür.
Auf dem Weg zur Mensa ratterte es wieder in ihrem Kopf. Immer wieder schielte sie verstohlen zu Mourice und rang mit ihrem Bedürfnis sich jemandem anzuvertrauen und ihrer Sorge, dass Mourice sie nie gefragt hatte weil er nichts davon wissen wollte.
Dieses Gefühl war neu für sie und sie fühlte sich ein wenig schwindlig von dem inneren Monolog.
Ein genervtes Stöhnen entwich ihrer Kehle. sie presste erschrocken die Lippen aufeinandern, als könnte sie es so ungeschehen machen.
„Wieso fragst du mich eigentlich nie etwas?“, sagte sie schneller als sie sich davon abhalten konnte.
Es wäre so viel einfacher wenn er wenigstens ein wenig erkennen lassen würde, das er etwas über sie wissen wollte. Dann könnte sie sich einfach entscheiden ob sie ihm etwas erzählen wollte aber so drehte sie sich ständig im Kreis. „Generelles Desinteresse oder betrifft es ausschließlich mich?“
Was war bitte los mit ihr? Sie biss die Zähne aufeinanders und sah genervt zu Boden.
Ihr Handy wog Tonnen in ihrer Jacke.

Sein Vorschlag zur Kantine zu gehen kam irgendwie nicht so gut, zumindest reagierte Ameria ziemlich merkwürdig, wie er fand. Zwar hatte sie ihm zugestimmt, sie hatte schließlich genickt, aber begeistert sah sie nicht aus. Trotzdem machten die beiden sich auf dem Weg und gingen ein Stück schweigend neben einander her.
In Gedanken versuchte Mourice zu verstehen warum ihre Laune sich plötzlich verändert hatte, doch vielleicht hatte sie einfach nur auf eine bessere Idee gehofft. Vielleicht fiel ihm ja beim Essen noch was spannenderes ein.
Plötzlich aber hörte er ein Stöhnen neben sich, was ziemlich genervt klang, und drehte sich etwas verwundert um. Erst dachte er, sie hätte irgendwen gesehen, über den sie sich nicht freute doch das war es nicht. Stattdessen stellte sie ihm auf einmal eine Frage, mit der er nie gerechnet hatte.
Aus dem Takt gebracht blieb er stehen und sah sie völlig verwirrt an, doch Ameria setzte sogar noch einen nach mit ihrer zweiten Frage und Mourice sah sie mit großen Augen und leicht verzweifelt an.
Desinteresse? Wie kam sie denn jetzt darauf? Die beiden waren andauernd zusammen, da konnte man doch niemals von Desinteresse reden.
"Ich äh.." fing er an zu stammeln, versuchte sich irgendwie zu sortieren, wobei er leicht den Kopf schüttelte und sie dann wieder ansah "Was?" fragte er jetzt völlig neben der Spur nach und sah dann orientierungslos zu Boden.
Okay, egal was war, irgendwas großes hatte er eindeutig verpasst und nun den Anschluss zu kriegen schien hoffnungslos.
Auch Trilla beäugte die Szene skeptisch, man sah Mourice selten so aus der Bahn geworfen.
"Ich.. Ich weiß nicht was du meinst?" sagte er vorsichtig, fast fragend und sah schon leicht hilfesuchend zu ihr.

Es herrschte kurzes Schweigen, woraufhin Ameria ihren Blick vom Boden löste und einen vollkommen verwirrten Mourice vor sich fand.
Überrascht zog sie leicht eine Braue hoch und eine kleine Stimme in ihr jubelierte. Sie hatte Mourice noch nie so aus der Bahn geworfen gesehen und sie war der Grund dafür.
Es sollte ihr eigentlich leid tun, oder?
Mit unbewegter Miene und nach wie vor gehobener Braue beobachtete sie das Spiel seiner Mimik während er versuchte sich einen Reim darauf zu machen was sie eigentlich von ihm wollte.
Locker verschränkte sie die Arme vor der Brust und lachte leicht, als er erklärte das er nicht wisse was sie meinte.
Seine braunen Augen wirkten ein wenig verzweifelt. Kurz sah sie an sich herab.
Nein, ihr war kein dritter Arm gewachsen oder Ähnliches, er wusste wohl wirklich nicht was sie meinte. Enttäuschung lag wie ein Stein in ihrem Magen.
Sie atmete tief durch und nickte leicht. „Okay…“ Dann würde sie sich wohl erklären müssen, schließlich hatte sie das Thema aufgeworfen und wenn er nichts wissen wollte, dann würde sie es jetzt erfahren. Sie war doch grade an Verlust gewöhnt, oder?
„Nun…“, schürzte sie die Lippen und sah für einen Augenblick so aus als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
„Eine mögliche Frage hättest du mir letzten Sonntag stellen können, als ich unvermittelt im Garten deines Onkels aufgetaucht bin. Zum Beispiel: Was machst du hier?“, schlug sie in einem beinahe beiläufigem Tonfall vor. Doch ihre Fassade war mehr als brüchig.
Ihr Gewicht auf das andere Bein verlagernt wich sie seinem Blick aus. „Außer natürlich dein Onkel hätte dich über die Umstände meines Besuches informiert. Dann wäre es natürlich unsinnig wenn du mich das fragen würdest.“, räumte sie Schulter zuckend ein. „Das kann ich mir aber nur schwer vorstellen. Herr Stoffer ist nicht sonderlich mitteilungsbedürftig. Daher meine Verwunderung dass du nicht einmal, die ganzen letzten Tage, versuchst hast in Erfahrung zu bringen warum mich dein Onkel—nachdem ich erfolglos versucht hatte in die Schule einzubrechen—an einer Bushalte aufgesammelt hat.“
„Weißt du… dafür das wir wirklich sehr viel Zeit miteinander verbringen wissen wir fast nichts voneinander. Das fand ich auch ganz gut so--bis mir letzten Samstag aufgefallen ist, dass ich nicht mal deine Handy-Nummer kenne. Naja… ich find es auch so nicht mehr so toll… ich wüsste schon gerne mehr von dir…“, sie ließ den Kopf leicht hängen und wippte ein wenig unruhig hin und her.
„Fun Fact über mich, ich habe aktuell 3 Nummern im Handy die nicht voreingespeichert sind. Eine wurde gekündigt und zwei führen direkt zu einer Mailbox.“, ein bitteres Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Jetzt sah sie ihn mit hilfesuchendem Blick an.
„Hast du mich nicht danach gefragt, weil du es nicht wissen willst?“, ihre Stimme klang belegter als es ihr lieb war. Die Frustration über ihre Situationdie, die sie dazu gebracht hatte Mourice so zu überfahren, hatte sich plötzlich in Unsicherheit verwandelt.
Sie mochte dieses Gefühl nicht. Den bitteren Geschmack im Mund.
Nie zuvor hatte sie mit jemandem reden wollen. Die Erkenntnis das sich das geändert hatte machte ihr angst.

Das er offensichtlich einiges verpasst hatte, war ihm schon bei der Frage aufgefallen, doch als Ameria nun anfing zu erklären, was sie meinte, verlor er ganz den Anschluss.
Sie hatte ja Recht, Mourice stellte nie persönliche Fragen, vor allem weil er selbst keine beantworten wollte, doch bisher hatte er immer das Gefühl gehabt, das beruhte auf Gegenseitigkeit. Doch dem war eindeutig nicht so. Oder einfach nur jetzt nicht mehr?
Ruhig hörte er ihr zu, während es in seinem Kopf förmlich anfing zu qualmen, zwar konnte er ihr folgen, doch er wusste beim besten Willen nicht was er sagen sollte. Er mochte Ameria, sehr sogar, vielleicht sogar etwas zu sehr, doch wie weit konnte er gehen?
In seinem Kopf tauchte eine Frage nach der anderen auf, während er sah das dieses Thema scheinbar Ameria sehr nahe ging, was ihn nur noch unsicherer werden lies.
Nervös fing er an mit seinen Händen zu spielen, die er sofort in der Hosentasche versteckte und dann versuchte langsam Worte zu finden.
"Naja, " fing er unsicher an. Seine Stimme zitterte zwar nicht, doch man bemerkte deutlich sein unbehagen. Mourice konnte gut den Coolen spielen, vor allem wenn er jemanden provozierte, doch bei so einem Thema, und bei ihr war es etwas anderes. "Ich stelle solche Fragen einfach nicht, niemals. So bin ich groß geworden." versuchte Mourice das Ganze zu umschreiben "Und ich denke immer, wenn mir einer etwas erzählen möchte, dann wird er es tun. Und wenn nicht, dann habe ich keine komische Situation erschaffen, weil ich etwas gefragt habe, worauf niemand antworten will." Die Hände hatte er fest in den Taschen verstaut und hoffte, er konnte sich einigermaßen verständlich ausdrücken.
Solche Fragen stellte man in seiner Welt einfach nicht. Er war in Notzentren groß geworden, eine Frage wie machst du hier hätte meist eine böse oder traurige Geschichte zu folge, die die meisten lieber für sich behielten, so wie er selbst.
"Du kannst meine Handynummer gerne haben... Wir müssten nur vorher mein Handy finden." sagte Mourice dann sehr verlegen, fast etwas rot im Gesicht und eindeutig immer noch überfordert.
Sie konnte doch beim besten Willen nicht so ein Gespräch hier mitten im Flur mt ihm machen? Wenn ihn einer so sah.. Wenn sein Onkel ihn so sehen würde...

Es war mehr als deutlich das Mourice sich unwohl fühlte. Sehr unwohl.
Amerias Angst wuchs und drängte sie die Flucht zu ergreifen.
Das hier war ein grober Fehler gewesen. Sie hätte schweigen sollen. Warum war sie nur so?
Mourice war eindeutig überfordert und Amerias Kehle schnürrte sich mit jeder Sekunde weiter zu.
Die Hände zur Faust geballt biss sie die Zähne fest aufeinander und versuchte sich irgendwie zu fangen-sich davon abzuhalten kehrt zu machen und einfach wegzulaufen.
Sie wollte den Kampf gegen den Wunsch diese Situation einfach nur zu verlassen grade aufgeben, als Mourice unsicher zu sprechen begann.
Mit großen Augen sah sie zu ihm und hörte ihm aufmerksam zu. Was er dann beschrieb kam Ameria sehr bekannt vor und sämtliche Spannung in ihrem Körper löste sich. Mit erstaunten Blick fixierte sie ihn und konnte nicht fassen wie absurd das war.
Es ging ihm wie ihr?!
Hätte sie also nie etwas angesprochen, wäre es ewig so weiter gegangen?
Keiner hätte den anderen nach irgendwas verfänglichen gefragt, einfach nur weil es ihnen so beigebracht worden war?
Ein leises und zögerliches Lachen drang aus ihrer Kehle. „Keine Ahnung was du meinst vonweger komischer Situation.“, versuchte sie sich etwas unbeholfen an einem kleinen Scherz und sah sich kurz um. Mourice war sichtlich errötet und auch Ameria spürte das Blut deutlich in den Wangen. Es war auch wieder typisch für sie nicht eine Sekunde nachzudenken wo sie ein solches Thema aufwarf. Sie hätte es auch vor 3 Minuten im Zimmer ansprechen können aber stattdessen, war ihre Gedult mitten im Flur zu Ende gegangen. Ameria lächelte ihn schüchtern und entschuldigend an. Zu ihrem Glück war noch niemand auffgetaucht der sie gesehen hätte aber sie hörte wie sich Stimmen näherten. „Sorry für den Überfall…“, murmelte sie und machte sich unvermittelt wieder auf in Richtung Mensa. Jedoch nicht ohne sich vorher seinen Oberarm zu schnappen und ihn mitzuziehen.
Frische Luft würde helfen, dessen war sie sich sicher.
„Ich glaube aber dir ist mittlerweile aufgefallen, dass ich hin und wieder ein gewisses Problem mit meiner Impulskontrolle habe.“, sprach sie leise weiter und ließ ihn wieder los, nachdem sie sicher war das er auch brav mitkam.
Die kühlte Luft bildete einen angenehmen Kontrast auf ihren heißen Wangen.
Ohne bewusst darauf zu achten marschierte sie zu ihrem Baum, für die Mensa war sie grade noch nicht mental bereit. Ihre schweißnassen Handflächen wischte sie sich unauffällig trocken und lehnte sich dann an die wohlbekannte Rinde.
Etwas nervös knabberte sie an ihrer Unterlippe bevor sie zu sprechen begann.
„Ich war selber überrascht, dass ich es angesprochen habe… mir geht es eigentlich ähnlich wie dir… Ich frage nichts, weil ich gelernt habe, dass ich das nicht darf.“, erzählte sie und sah vorsichtig zu ihm. „Nun… eigentlich ist das nicht ganz richtig. Mir wurde beigebracht das meine bloße Existenz schon eine Zumutung ist.“, korrigierte sie sich.
Sie atmete kurz durch. „Daher erzähle ich auch nichts von mir… schon gar nicht, wenn ich nichts gefragt werde.“, erklärte sie sich kurz und lächelte zaghaft.
„Wäre es denn okay, wenn ich dir erzähle was los ist? Sei bitte ehrlich… ich will mich nicht aufdrängen…also nicht noch mehr als ich es eh schon getan habe….“

Mourice hatte immer noch keine Ahnung was hier gerade passierte, doch offensichtlich ging es Ameria eigentlich wie ihm. Zumindest klang es so, doch dieser Punkt verwirrte Mourice eigentlich nur noch mehr. Sie wusste was er mit komischen Situationen meinte und sie entschuldigte sich sogar für diesen Überfall mitten auf dem Flur, worauf hin er nur noch etwas röter wurde. Vielleicht aber auch, weil sie nun plötzlich seinen Oberarm ergriff und ihn mitzog. Wo es nun genau lang ging, wusste er nicht, seine Orientierung war genug damit beschäftigt gerade stehen zu bleiben und daher folgte er einfach Ameria nach draußen.
Die frische Luft fühlte sich gut an, es war mittlerweile eindeutig Herbst geworden, die liebste Jahreszeit von Mourice und vor allem konnte er hier draußen wieder anfangen zu denken. Seine Wangen waren zwar immer noch rot doch sie brannten dann der Kühle nicht mehr so.
Am Baum angekommen blieb er neben Ameria stehen, die Hände immer noch in der Tasche und etwas verwirrt drein schauend. So eine Situation hatte er noch nie erlebt und war eindeutig damit überfordert. Nie zuvor hatte jemand ihn so etwas gefragt und er war mehr als froh als Ameria anfing sich zu erklären. So hatte er wenigstens die Chance etwas zu verstehen, auch wenn er nicht ganz dran glaubte.
Aufmerksam hörte er zu und nickte leicht, er kannte dieses Gefühl. Seine Existenz war auch für seine Familie zuviel gewesen, doch darüber würde er nie ein Wort verlieren.
Als Ameria ihn dann aber fragte, ob sie sich ihm anvertrauen könne, sah er sie mit großen Augen an. Jemand wollte ihm vertrauen?
"Na-Natürlich kannst." sagte er sofort, wenn auch etwas unsicher. Nicht, weil er sich nicht sicher war ob er es wollte sondern unsicher ob sie das wirklich wollte. Er war zwar ein guter Zuhörer, doch über sowas reden war keine seiner Stärken. "Und du drängst dich nicht auf." sagte er mit zaghafter und etwas leiserer Stimme. "Ich mag es, wenn du da bist." sagte er dann und drehte sich dann ein kleines Stück.
Klang das bescheuert, dachte er sich und hätte sich am liebsten für den letzten Satz selbst getreten. Natürlich empfand er so, doch das konnte man doch so nicht sagen, es klang wie von einem Kindergartenkind und so wollte er niemals wirken.
Schnell kramte eine Zigarette hervor und steckte sich diese an. Vielleicht würde er so wieder etwas mehr Haltung finden und nicht mehr so dämlich wirken.

Ameria wartete mit nach außen regloser Miene und innerlicher Unruhe auf Mourices Antwort.
Ihr Blick flatterte immer wieder neugierig zu ihm.
Seine Wangen waren nach wie vor rosa und da dies im Flur bereits so gewesen war, lag das sicher nicht an der kalten Luft. Wie er da so stand sah er schon sehr süß aus…
Ameria atmete tief durch um die Enge um ihre Brust zu lösen.
Als seine Augen auf ihre trafen zuckte ihr Blick schnell weg und sie spürte wieder das Blut in ihre Wangen schießen. Mourice schien sehr überrascht zu sein über ihren Wunsch sich ihm anzuvertrauen.
Das konnte sie gut verstehen, es ging ihr da ähnlich. Sie wusste nicht was es war aber sie hatte das Gefühl, dass er sie verstehen würde—sie nicht verurteilen oder auslachen würde.
Mourices Nähe gab ihr ein Gefühl von Sicherheit.
Er ließ sie leicht stotternd wissen, dass es okay für ihn wäre, wenn sie ihn einweihte.
Grade als sie sich bedanken wollte und sich sammelte um loszulegen, sagte er jedoch noch etwas.
Es war leise gewesen und das Rascheln der sterbenden Blätter im Wind hätte es beinahe übertönt aber es war bei Ameria angekommen und ließ sie erstarren.
Unbeholfen und simpel wie dieser Satz gewesen sein mochte, war er bei Ameria dennoch wie ein Blitz eingeschlagen. Ihr rauschte das Blut in den Ohren und ihre Haut kribbelte.
Warum sagte er denn sowas?!
Froh darüber das der Baum sie stützte sah sie mit vor Staunen geweiteten Augen zu ihm. Er hatte sich abgedreht und zündete sich ein wenig hektischer als sonst seine Zigarette an.
Sie war sich vollkommen bewusst, dass ihre Reaktion unverhältnismäßig heftig ausfiel aber noch niemand, jemals, hatte ihr gesagt das er ihre Anwesenheit mochte.
Diese Worte nun auch noch ausgerechnet von ihm zu hören, warf sie vollkommen aus der Bahn und in ihrem Kopf herrschte Chaos.
Was sollte sie dazu sagen?
Sollte sie überhaupt etwas dazu sagen?
Sie konnte ihn doch nicht auf diesem Satz sitzen lassen oder wäre es sogar besser?
Sollte sie so tun als ob sie nichts gehört hatte? Nein, das stand außer Frage, ihr plötzliches Verstummen hatte sie sicher bereits verraten.
Aber was sagte man denn jetzt? Danke? Nein, dass war vollkommen daneben.
Ameria hatte keine Worte die sich richtig anfühlten um auszudrücken, wie sehr sie sich über diese schlichten unbedarften Worte freute.
Es überrascht sie selbst, denn sie hatte nicht geahnt wie sehr sie sich danach gesehnt hatte.
Ein unkontrollierbares und dümmliches Lächeln zierte ihre Lippen.
Sie versteckte es sogleich hinter ihren Händen
Peinlich berührt von ihrem eigenen Verhalten und da sie nichts zu sagen wusste, rückte stattdessen etwas näher an ihn ran. Bis sich ihre Oberarme leicht berührten.
Tief durchatmend, um das Flattern ihres Bauches in den Griff zu bekommen, blickte sie hochkonzentriert zu Boden.
Sie nahm sich noch einen Augenblick Zeit bevor sie das Schwiegen brach.
„Ich wohne alleine mit Fleur, meiner Mutter.“, begann sie, das Lächeln verblasst. „Nun… ich wohnte mit ihr alleine. Am Samstag stand ich plötzlich vor verschlossener Tür…“
Sie erzählte Mourice von der fremden Frau die ihr die Tür geöffnet hatte und offenbar die neue Mieterin war.
Bemüht sachlich fuhr sie fort zu schildern wie sie verucht hatte jemanden telefonisch zu erreichen, musste dann aber doch eine kleine Pause einlegen. Es tat weh….
Die Worte zu wiederholen, die ihre Großmutter zu ihr gesagt hatte war wie Säure schlucken.
Das unverblümte Dessinteresse, die offene Genervtheit über Amerias Anruf ließen ihre Augen brennen. Unbewusst griff Ameria sich an ihr Herz und versuchte den Klumpen zu lockern.
Nach einigen Augenblicken fuhr sie fort und beschrieb wie sie planlos bis zum Einbruch der Nacht durch Köln gelaufen war, bis sie an irgendeiner Brücke gestopt hatte.
Die Geschehnisse auf der Brücke selbst ließ sie aus, nur einen bissigen Kommentar zu dem Kofferdieb hatte sie sich nicht verkneifen können.
Als sie mit ihrer Erzählung am Schultor angekommen war lachte sie selbstironisch.
„Der König hätte sich wahrscheinlich totgleacht, hätte er gesehen wie ich da versucht habe drüber zu kommen.“, schüttelte sie sachte den Kopf, nach wie vor fassungslos über ihre eigene Dummheit.
„Ich hab dann, nachdem mich der Boden aufgefangen hat, beschlossen das es keinen Sinn hat und mich ins Bushaltestellenhäuschen verkrümelt. Dein Onkel hat mich dann da eingesammelt…“, endete sie und sah bedrückt zu Boden.
Geistesabwesend holte sie ihr Handy aus der Tasche und drehte es zwischen ihren Finger.
Schuldbewusst sah sie zu Mourice. „Ich hab deinen Onkel und deine Tante angelogen…“, murmelte sie und sah zu ihrem Handy. „Am Montagmorgen, noch bevor wir nach Rostock sind, hat mich mein Vater versucht zu erreichen…“, gestand sie.
„Er versucht es seitdem mehrmals täglich… das vorhin war auch wieder er….“
Unbedarft lehnte sie sich an Mourice. „Ich kenne den Mann aber nicht… er war schon weg bevor ich überhaupt geboren wurde… ich will nicht mit ihm reden…“, erklärte sie ihren Unwillen an ihr Handy zu gehen.
„Ist das schlimm…?“, fragte sie unsicher, hoffend das Mourice nicht sauer wäre darüber das Ameria ohne wirklichen Grund die Ferien bei seiner Familie verbracht hatte.

Er war mehr als glücklich darüber, dass Ameria seinen blöden Satz unkommentiert lies. Was will man auf sowas auch antworten? Er sollte sich seine Worte wirklich besser überlegen, dachte er sich und zog fest an seiner Zigarette.
Zum Glück schien sie ihn seine Aussagen auch nicht übel zu nehmen, sie rückte sogar ein Stück näher zu ihm, wodurch er aber doch wieder ein kleines bisschen nervöser wurde. Kurz darauf fing sie an ihn ein Stück aus ihrem Leben zu erzählen, ihre Mutter, die Ereignisse wie sie wieder zur Schule kam und dann am Ende auch wie sie bei seinem Onkel zuhause landete.
Aufmerksam hörte er ihr zu und konnte sich so mit wieder unter Kontrolle bringen. So komisch konnte er sich ja wohl nicht den Rest des Tages benehmen und dank ihr konnte er sich auf etwas anderes konzentrieren als auf ihre Nähe.
Er versuchte sich vor zustellen wie es war vor verschlossenen Türen zu stehen, wo man eigentlich seine Mutter erwartete. Bisher kannte er es nur wenn man versuchte aus diesen fliehen, darin war er ziemlich gut aber anders herum musste es noch viel schlimmer sein.
Als sie dann anfing von ihrem Vater und seinen Anrufen erzählte, sah er zu ihr und lächelte mild.
"Ich denke nicht, dass das schlimm ist. Aber du solltest vielleicht Daniel davon erzählen." wenn er es nicht schon wusste, dachte sich Mourice ließ sich aber nichts anmerken. Daniel Fähigkeiten waren manchmal erschreckend doch das musste er ja hier jetzt nicht weiter ausbauen.
Er machte seine Zigarette am Mülleimer aus, nach dem sie runter geraucht war und sah wieder zu Ameria.

Mourice schien es ernst gemeint zu haben was er gesagt hatte, zumindest rückte er nicht weg und gab ihr auch ansonsten kein Zeichen wieder auf Abstand zu gehen.
Sie blieb also genau dort wo sie war, leicht an ihn gelehnt, und wartete auf sein Urteil.
Sie spürte eine leichte Bewegung und sah hoch, zum lächelnden Mourice.
Er war schonmal nicht wütend wegen ihrer Lüge, er sagte ihr sogar das es nicht schlimm sei.
Ameria lächelte erleichtert und blickte zu Boden. „Ich hab befürchtet dass du das vorschlägst….“, sie selbst hatte schon überlegt, ob sie Herrn Stoffer informieren sollte aber hatte Angst vor seiner Reaktion. Immerhin hätte er einen ruhigen Urlaub haben können und sie hatte ihm diesen unnötig versaut.
Sie seufzte leicht. „Er wird sicher nicht erfreut darüber sein…“
Ameria verschränkte die Arme vor der Brust und strich sich unruhig mit einer Hand über das Schlüsselbein. Heute würde es wohl nichts werden, sie konnte aber morgen versuchen mit Herrn Stoffer darüber zu sprechen.
Sie blickte zur Mensa und spürte wie ihr Appetit zurück kehrte. Es war allerdings grade so schön hier an Mourice gelehnt rumzustehen aber sie könnte das ja nicht ewig in die Länge ziehen…
Unwillig löste sie den Kontakt und streckte sich ein wenig.
Sie fühlte sich deutlich besser jetzt wo Mourice bescheid wusste. Es erstaunte sie ein wenig das sie Mourice so gut eingeschätzt hatte, denn Menschenkenntnis war nicht ihre starke Seite. Er hatte jedoch genauso reagiert, oder halt eben nicht reagiert, wie sie es erwartet und erhofft hatte.
Keine Mitleidsbekundungen oder irgendwelche dummen Sprüche von wegen das alles gut werden würde. Er hatte ihr einfach nur zugehört, so wie sie es sich gewünscht hatte.
„Mensa?“, fragte sie lächelnd und ging schonmal in die Richtung, sicher das er folgen würde.
Seine Zigarette war schließlich aufgeraucht.
In der Mensa angekommen lief ihr direkt das Wasser im Mund zusammen, es roch einfach köstlich.
Nur sehr weniger Schüler waren dort, unter anderem erkannte sie Anne und Tim, welche bereits winkten und auf leere Stühle an ihrem Tisch zeigten.
Ameria sah kurz zu Mourice, welcher Tim ebenso energisch zurück winkte und verstand dies als Aufforderung, sich zu den Beiden zu setzen.
Nach einer kurzen Begrüßung holte Ameria sich erstmal etwas zu essen und Mourice tat es ihr gleich.
Anne und Tim waren seit dem Ball auffällig viel gemeinsam anzutreffen und nach einigen Minuten meinte Ameria auch verstanden zu haben weshalb. Die beiden waren scheinbar ein Pärchen.
Anne war Ameria gegenüber immer nur nett gewesen und schien generell eine sehr angenehme Person zu sein, während Tim der Klassenclown war und sich offenbar prima mit Mourice verstand.
Was sollte man aber auch erwarten von einem Jungen der in einem goldenen Glitzeranzug zu einem Ball ging. Das eigentliche Mysterium war, was Anne an ihm fand…
Diese sah ihn jedoch an, als wäre er der tollste Kerl der Welt. Natürlich nur solange er nicht hinsah.
Ameria schmunzelte leicht. Die beiden waren irgendwie süß zusammen, seltsam, aber süß.
„Ach! Sagt mal, wisst ihr schon bescheid?“, fragte Tim plötzlich mit verchwörerischem Grinsen im Gesicht. Anne verdrehte kurz die Augen aber sagte nicht weiter. „Morgen steigt hier eine Party. Die Älteren haben davon erzählt. Angeblich im alten Hausmeisterhaus neben der Turnhalle. Da soll es wohl drunter ein altes Kellergewölbe geben.“, erzählte er aufgeregt. „Ihr kommt doch auch oder?“, er sah bei dieser Frage ausschließlich zu Mourice.
Ameria wusste nicht recht wie sie das jetzt fand aber Anne legte ihre Hand auf Amerias Unterarm. „Er meint auch dich aber eben besonders Mourice…“, schmunzelte sie. „Ich trinke nicht und er hofft auf einen Saufkumpanen den er kennt.“, erklärte sie weiter. Ameria nickte verstehend.
Sie ging schwer davon aus dasMourice zu einer Kellerparty nicht nein sagen würde, insbesondere nicht, wenn auch Alkohol in Spiel gebracht wurde.
Ameria überlegte kurz aber als Anne ihr einen leicht flehenden Blick zuwarf und leise flüsterte: „Bitte, Tim ist betrunken alleine nicht zu händeln…“, nickte Ameria schließlich.
Morgen Abend würde sie also zum ersten Mal zu einer Schulparty gehen, die, wie sie im späteren Gesprächsverlauf erfuhr, wohl eine halb-legale Tradition war um zu vermeiden das die Schüler die früher aus dem Urlaub kamen ind er Stadt Mist bauten.

Den restlichen Donnerstag hatten Mourice und Ameria mit Tim und Anne verbracht, welche sich als sehr angenehme Gesellschaft entpuppt hatten und es war ziemlich lustig die beiden Jungs beim herumblödeln zu beobachten.
Anne hingegen war regelmäßig peinlich berührt aber Tim wusste wie er sie wieder besänftigen konnte. So viel geturtel war dann jedoch Ameria wieder etwas unangenehm gewesen.
Den Freitag nutze Ameria um auszuschlafen. Soch einmal alles von der Brst geredet zu haben hatte Wunder gewirkt und sie konnte endlich eine Nacht schlafen ohne Träume und ohne stündliches erwachen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Mourice wieder bei ihr im Zimmer war…
Am Abend suchte sie sich dann ein partytaugliches Outfit zusammen. Es wurde eine Hotpants der Marke Fuchs. Schwarz mit grob rot und weiß karierten Muster, Hightwaist und sehr kurz.
Dazu entschied sie sich für ein schwarzes Top, welches sie reingesteckt trug und eine schwarze kurze Lederjacke. Da ihre Beine immernoch nicht wieder völlig verheilt waren und auch noch die Narbe da war hatte sie eine schwarze Strumpfhose unter gezogen.
Das Make-Up hielt sie schlicht, freute sich aber über den perfekten Lidstrich der ihr gelungen war.
Sie drehte sich auf ihrem Stuhl zu Mourice. „Du weißt wo das ist oder? Also das alte Hausmeisterhaus?“, fragte sie und lief in den Flur um sie die Stiefelletten anzuziehen die gut zum restlichen Outfit passten.

Endlich war der Freitag gekommen und Mourice war schon am morgen etwas gut gelaunter als sonst. So eine kleine Party würde ihm richtig gut tun, einfach mal wieder etwas Spaß haben ohne das sein Onkel gleich aus irgendeiner dunklen Ecke auftauchen würde und es verbieten würde.
Gegen diese Partys sagte sein Onkel eigentlich nichts, so lange er niemanden besoffen auffand. Dafür sorgten aber zum Glück eingeweihte Lehrer, die jeden in sein Zimmer verfrachten, wer danach irgendwo rumlag. Mourice selber hatte es bisher immer selbst ins Zimmer zurück geschafft, glaubte er zumindest, und auch heute Nacht hatte er vor es alleine zu schaffen. Vielleicht würde er noch helfen Tim ins Zimmer zu bringen aber mehr durfte man heute nach der Party nicht von ihm verlangen.
Am Abend bereiteten sich Ameria und er auf die anstehende Nacht vor, Mourice rasierte sich sogar nochmal das Gesicht sowie seine Kopfhälfte, der Sidecut sollte schließlich gut aussehen, wenn er schon mal ausging. An Klamotten wählte er das gewöhnte Outfit, ein olles T-Shirt, eine Hose mit Löchern und seine Stiefel. Für den Weg dorthin zog er einen Pullover über und fertig.
Ameria dagegen machte sich eindeutig mehr zu recht als er und das mit Erfolg. Sie sah verdammt gut aus und Mourice sah einen kurzen Moment genauer hin als Ameria beschäftigt war.
"Äh ja." sagte er aus den Gedanken gerissen als Ameria ihn plötzlich etwas fragte. "Ja, ich weiß wo wir hin müssen." sagte er lächelnd und eindeutig schon voller Vorfreude.
Nachdem sie ihre Schuhe anhatte sah er sich noch einmal kurz um, packte seine Zigaretten ein, die er für den Abend schon vor gedreht hatte und sah dann fröhlich zu Ameria. "Wollen wir?"
Mit diesen Worten ging die beiden zusammen los zur Party. Unterwegs sammelten sie noch Anne und Tim ein, der genauso freudig wie Mourice war und die beiden grinsten sich breit an.
Nach nur wenigen Gehminuten erreichten sie dann das Hausmeisterhaus. Von außen sah zwar alles ruhig aus, doch kaum das man die Tür öffnete, hörte man schon die Musik von innen nach draußen dringen und Mourice ging munter voran.

Mourice war offensichtlich voller Vorfreude und nachdem er kurz geprüft hatte ob er alles wichtige dabei hatte, führte er sie voller Enthusiasmus nach draußen.
Dort sammelten sie noch Anne und Tim ein, welcher mindestens ebenso begeistert war.
Anne sah ein wenig besorgt aus, was Ameria verstehen konnte. Sie erinnerte sich grade an den Tag an dem Mourice sich extrem mies gefühlt hatte, nachdem er am Tag zuvor zu viel getrunken hatte.
Hoffentlich gab es davon keine Wiederholung.
Das Haus sah von außen sehr unscheinbar aus und war ganz klar lange nicht in Benutzung gewesen.
Die Tür war angelehnt und kaum das sie das Haus betreten hatten, spürte sie das leichte vibrieren von Bässen an den Füßen und hörte leise Musik.
Mourice führte den kleinen Trupp an und gemeinsam ging es treppab.
Die Decke wurde niedriger und die Musik lauter. An den Wänden hingen einfache Batterielampen die den Weg etwas erhellten aber gefühlt mehr Schatten warfen als Licht erzeugten.
Das Gewölbe war zu allen Seiten aus Backstein und sie kamen an einer kleinen schmalen Holztür vorbei an der ein Blatt Papier klebte mit der Aufschrift WC.
Nach wenigen weiteren Schritten kamen sie an eine alte halbrunde Doppelholztür. Durch den Schlitz erkannte Ameria bereits verschiedene Lichter. Mourice öffnete die Tür selbstbewusst und sie traten in einen relativ großen Raum der sporadisch dekoriert worden war. Hier hingen statt der billigen Batterielampen nun verschiedenfarbige LED-Lichterketten. Einige wechselten die Farben, andere blinkten einfach nur und manche machten beides.
Der Raum war insgesamt nicht sehr hell aber irgendwie gemütlich. An den Wänden waren Europalletten gestapelt und mit alten Kissen und Matratzen zu Sofas und Sessel umfunktioniert worden. Ein paar alte Holzkisten dienten als Tische.
In der Raummitte war genug Platz um zu tanzen, was einige wenige bereits taten.
Die Musik, aktuell ein sehr rockiger Song, war laut aber dennoch konnte man sich verstehen. Zumindest wenn man etwas über Zimmerlautstärke hinaus sprach.
Der Bass vibrierte jetzt nicht mehr an den Füßen sondern in Amerias Brustkorb. Erstaunt sah sie sich um, leichte Rauchschwaden hingen in der Luft. Es waren vielleicht 20 Leute anwesend. Allesamt in höheren Klassen soweit Ameria das erkennen konnte. Einige davon hoben begrüßend die Hände oder nickten in Richtung von Mourice.
Das war nicht überraschend, schließlich war er im vergangegen Jahr bereits hier gewesen und wäre jetzt eigentlich im 2ten Jahr.
Es gab auch weiter hinten im Raum scheinbar einen Durchgang zu einem weiteren aber Ameria konnte es von ihrem jetzigen Standort nicht genau erkennen.
Auf ein paar Kisten waren Schüsseln mit Knabbereien gestellt worden und an anderen Stellen standen Kisten mit Bier und anderen Getränken. Das war offenbar der Grund warum das hier nur halb-erlaubt war. Ein Teil von ihr hatte wohl doch gehofft, es würde keinen Alkohol geben…
„Darf ich mal, danke“, jemand drückte sich hinter Ameria vorbei und schlenderte in den Raum.
Ameria war ein wenig verwirrt, die Person--ein Mädchen--kam ihr seltsam vetraut vor.
Doch sie kannte niemandem wie sie. Sie war sich zumindest sehr sicher, dass sie sich erinnern würde.
Niemand an dieser Schule hatte auffälligere Haare als Mourice.
Doch hier war ein Mädchen mit Haaren die dunkel am Ansatz aber grell-pink in den Spitzen waren.
Es war durch die schlechten Lichtverhältnisse schwer zu erkennen was für Farben alles vorhanden waren aber die Spitzen waren deutlich erkennbar.
Auch der Rest war nicht grade dezent. Eine sehr enge schwarze Lackhose, schwarze Plateau-Stiefel und eine lange schwarze Bluse die nur aus Spitze zu bestehen schien.
Zumindest war der schlichte schwarze BH darunter sehr deutlich zu erkennen.
Ja Ameria war sich sehr sicher, sie würde sich erinnern aber warum kam das Mädchen ihr dennoch bekannt vor. „Ach du…. Ist das Hannah?“, japste Anne neben und und zeigte auf das Mädchen.
Ameria klappte das Kinn runter.
Sie starrte zu dem pinkhaarigem Mädchen, welches nun mit zwei Flaschen Bier zu ihnen kam.
Jetzt erkannte Ameria sie auch. „Ja… das ist Hannah….“
Mit einem amüsierten Grinsen auf den dunkel gepinselten Lippen blieb Hannah vor Ameria stehen.
Das sie nach oben gucken musste um Hannah nicht direkt auf den Busen zu starren nervte Ameria gewaltig. Doch kurz darauf blickte sie auf das Etikett einer der Flaschen. „Nimm. Wenn jemand was zu trinken braucht dann du. Flasche ist noch zu.“, sagte Hannah und hielt Ameria den Desperados auffordernd hin. Ameria, vollkommen geplättet, nahm wortlos die Flasche entgegen.
Hannah begrüßte derweil die anderen drei. Wobei Tim sich dummerweise dabei erwischen ließ wie er Hannah angaffte und sich direkt Annes Ellenbogen einfing.
Die beiden zogen sich dann erstmal zurück, hier mussten wohl die Wogen geglättet werden.
Hannah sah leicht lachend den beiden hinterher bevor sie sich wieder an Ameria wandte. „Hab gehört was dir passiert ist. Köln ist ein Dorf.“, sagte sie ohne einen Hinweis von Mitleid.
Kurz wanderte ihr Blick an Ameria hoch und runer. „Siehst gut aus.“
Ameria wusste absolut nicht was hier los war. Hannah schien zu versuchen freundlich zu sein, machte Ameria sogar ein Kompliment. „Ähm… danke?“, sagte Ameria deutlich irritiert darüber, dass Hannah nicht die gewonte Feindseligkeit ausstrahlte.
Hannah sah kurz zu Mourice--sagte aber nichts--sondern drehte auf dem Absatz und gesellte sich zu einer kleinen Gruppen weiter hinten im Raum.
Ameria fühlte sich plötzlich ein wenig fehl am Platz und sah zu Mourice. „Hier… trinkst du sowas?“, fragte sie und hielt ihm die Flasche hin die Hannah ihr gegeben hatte.
Sie war noch keine zwei Meter in diesen Raum gegangen und bereits überfordert.

Der Gang runter könnte immer wieder aus einem schlechten Horrorfilm stammen, dachte sich Mourice während er versuchte keine Treppenstufe zu verfehlen. Das spärliche Licht flackterte immer wieder mal und er hatte fast das Gefühl als könnte er hier auch die Schatten der Plagen sehen, die sich an die Menschen geheftet hatten. Natürlich war dies nicht möglich, aber so sehr hatte er es sich in der Vergangenheit immer wieder gewünscht um all den anderen zu zeigen, dass er nicht verrückt ist.
Egal.
Freudig öffnete Mourice die Tür zum Partyraum, wo sich bereits einige Leute eingefunden hatten und begrüßte immer wieder mal einige. Mit den meisten war er letztes Jahr schon einmal hier gewesen und hatte eine Menge Spaß gehabt. Sogar an Halloween hatten sie sich hier runter geschlichen um heimlich etwas zu trinken und nicht von seinem Onkel erwischt zu werden.
Die Musik war dieses Jahr aber eindeutig besser, bemerkte er grinsend und wandte sich dann an Tim, der bereits, genau so wie Mourice, Ausschau nach den Getränken hielt. Doch Mourices Aufmerksamkeit wurde plötzlich abgelenkt als ein ihn unbekanntes Mädchen sich an seiner Gruppe vorbei drängelte.
Kurz musste er überlegen, eine neue Schülerin hatte er gar nicht mitbekommen und jemand, der so auffällig aussieht würde nicht lange unbemerkt bleiben. Dann aber entdeckte Mourice die scheinbar dazu gehörende Plage und war mehr als verwirrt. Auch die anderen erkannten schnell wer dieses Mädchen war und sichtlich waren alle mehr als verwirrt über diese Erscheinung.
Hannah war fast wie ein neuer Mensch, also äußerlich und irgendwie auch ein bisschen menschlich. Soweit Mourice wusste waren sie und Ameria zutiefst verfeindet aber das gerade sah anders aus. Hannah brachte ihr sogar etwas zu trinken mit und Mourice beäugte die Szene etwas fragend und verwirrt, versuchte dann aber weg zu gucken, Hannahs Outfit war schon sehr aufreizend und ihm sollte nicht das gleiche passieren wie Tim, immerhin hatte er vor heute noch mit Ameria zu tanzen, sollte sich eine Gelegenheit ergeben.
Die Szene dauerte nicht lange und Hannah entfernte sich schnall zu einer kleinen Gruppe am Rande des Raumes. Kurz sah Mourice ihr noch hinterher, der Auftritt war schon merkwürdig, wandte sich dann aber an Ameria, als sie ihm die Flasche anbot. "Öh ja klar." sagte dann grinsend, nahm die Flasche und öffnete diese mit seinem Feuerzeug um sofort einen großen Schluck davon zu nehmen. Mourice war nicht wählerisch, er würde vermutlich fast alles trinken, was man ihm gab.
"Wollen wir für dich auch was suchen?" fragte er dann lieb nach.

Mourice nahm die Flasche gerne entgegen, öffnete sie gekonnt und gönnte sich direkt einen großzügigen Schluck. Amerias Vorhaben nicht zu trinken kam bei seinem Enthusiasmus ein wenig ins Wanken. Nüchtern allein unter Betrunkenen klang nicht nach sonderlich viel Spaß und Mourice schien einen Plan für den Abend zu haben.
Kurz wanderte ihr Blick wieder zu Hannah und als ihre Blicke sich trafen zuckte Ameria ertappt zusammen. Hannah schien das amüsant zu finden, zumindest meinte Ameria sie lachen zu sehen.
Mourice fragte derweil nach ob sie nicht auch schauen wollte, ob sie etwas zu trinken fand.
Sie atmete tief durch und nickte dann. „Ja… mal schauen ob es was gibt…“, lächelte sie wenig überzeugt und lief zu den Kisten mit den Getränken.
Es gab ziemlich viel Auswahl und Amerias Vorhaben wankte erneut. Hier stand Bier, Rum, Tequila, Desperados und sie vermutete das die Softdrinks nur zum Mischen da waren…
Ameria überlegte was sie davon überhaupt trinken konnte…
Alkohol machte sie, so hatte es ihre Tante zumindest beschrieben, sehr anstrengend und nicht netter. Es wäre also sinnvoll bei Softdrinks zu bleiben aber dann würde sie in sehr kurzer Zeit keine Freude mehr an diesem Abend haben und sie wollte auch nicht das Mourice sie für eine Langweilerin hielt…
„Na Rotkäppchen, kannst du dich nicht entscheiden?“, schnurrte eine Stimme an ihrem Ohr und ein langer Arm griff an ihr vorbei in den Kasten um sich ein Bier zu nehmen.
„Soll ich dir ein Radler mixen?“
Ameria drehte sich leicht um zu sehen wer sie da von der Seite anquatschte und ein sehr freundlich lächelnder Junge fing ihren Blick auf. Er kam ihr vom Schulhof bekannt vor, denn er hatte ein sehr eindeutiges Erkennungsmerkmal, welches sie erst seit kurzem sehen beziehungsweise ahnen konnte.
Hinter ihm türmte ein schwarzes Ungetüm das obwohl es hockte, dennoch mit dem Kopf zur Decke reichte. Ameria riss den Blick von seiner Plage um sich nicht zu verraten und nickte stattdessen, auch wenn sie nicht wusste was ein Radler war. „Okay, einen Moment die Dame kommt sofort!“, er schnappte sich ein zweites Bier und öffnete es zusammen mit einer Flasche Sprite.
Nur wenige Augenblicke hatte Ameria einen schäumenden Becher in der Hand. „Prost!“, grinste der Junge und tippte mit seinem Bier vorsichtig an Amerias Becher bevor er sich zu Mourice drehte.
„Sachen gibt’s! Du noch hier? Das muss ein neuer Zeitrekord sein.“, lachte er und stieß auch kurz mit Mou an bevor er von dannen zog und in den Raum rief, wer eigentlich den Bass so beschissen eingestellt hätte. Einige andere Schüler lachten und einer hob mit übertriebenem Stolz seine Hand, wofür er sich von dem anderen einen schmerzhafte Schelle einfing.
Ameria viel nun auf das der Junge selbst auch alles andere als klein war. Er musste hier und da aufpassen nicht an die niedrigeren Teile der Decke zu stoßen.
Kurz darauf nahm die Vibration in Amerias Brust ab und sie wante sich an Mourice. „Ähm… ich hab was zu trinken…“, verkündete sie und sah sich kurz um. „Wollen wir zu Anne und Tim? Sie scheinen sich wieder vertragen zu haben.“

Während Ameria versuchte aus den Kisten für sie etwas zu trinken heraus zu finden, wanderte Mourices Blick durch den Raum. Mittlerweile waren noch ein paar neue Gesichter eingetroffen, einige kannte er sogar und prostete ihnen mit seiner Flasche zu um sie zu begrüßen. Einer schien sich indessen sehr zu freuen Mourice wieder zu sehen und deutete mit ausgebreiteten Armen scheinbar ein Flugzeug an. Mourice musste daraufhin kurz lachen, der Abend konnte scheinbar nur gut werden.
Ameria indessen wurden von einem verdammt großen Typen angesprochen der scheinbar noch nicht mitbekommen hatte, dass sie mit ihm hier war. Er wollte gerade etwas mit einbringen als er Felix erkannte und etwas grinsen musste. Natürlich war der Typ auch hier und natürlich würde er ein hübsches Mädchen ansprechen, wenn sich die Gelegenheit ergab, doch ansonsten war er echt in Ordnung... und riesig, wie Mourice mal wieder fest stellte.
Kurz begrüßte er ihn indem die beiden mit ihren Flachen anstießen und musste auf seine Anspielung hin kurz etwas lachen "Ja, wart's nur ab." sagte er neckisch und ließ ihn dann ziehen. Schnell trank er seine Flasche aus und nahm sich noch ein Bier ehe die beiden weiter gehen würden.
Sein Blick fiel auf Anne und Tim, wo scheinbar wirklich die Wogen wieder geglättet waren und grinste kurz amüsiert. "Ja, gerne." antwortete Mourice ihr, ergriff noch schnell 1 Bier und ein Desperados für die beiden und ging dann zusammen mit Ameria zu ihnen, wo er Tim kurz unauffällig angrinste. Der Junge musste echt besser aufpassen wo er hinstarrte, beziehungsweise wer das mit bekommt. Doch das hatte er vermutlich jetzt schon selber bemerkt.
Er gab den beiden die Getränke und zündete sich dann eine Zigarette an. Hier drinnen war zwar eigentlich rauchen verboten, aber am heutigen Abend würde das niemand interessieren und so sparte man sich die Nebelmaschine. Genüsslich zog er an seine Zigarette und beobachtete wie der Junge, der eben noch stolz die Hand gehoben hatte, versuchte den Bass besser einzustellen. Bei einer Musik die querbeet aber wechselte war das gar nicht so einfach.
"Na, heute noch das Tanzbein schwingen?" fragte Mourice Tim etwas provozierend, während er unauffällig auf Anne deutete. Die beiden waren ein amüsantes paar und Mourice konnte sich gut vorstellen wie Tim die Tanzfläche erobern würde, wenn er erstmal ein bisschen was intus hatte. Mourice war das selbst nicht groß anders.

Mourice hatte sich kurz selbst davon überzeugt das Anne und Tim wieder guter Stimmung waren und nahm den beiden direkt noch etwas zu trinken mit, bevor sie sich zu ihnen gesellten.
Die beiden hatten sich eine der Ecken ausgesucht wo die Europaletten um eine Kiste herum angeordnet worden waren. Es wirkte wie eine Couchecke für Arme, war aber erstaunlich bequem.
Ameria setzte sich und schmunzelte leicht als sie Tim sah. Dieser wirkte enorm bemüht nicht in eine bestimmte Ecke zu schauen, wo ein sehr aufreizendes Mädchen saß. Dabei fiel Ameria auf, dass Mourice gar nichts zu Hannahs neuem Look gesagt hatte. Sie rückte etwas näher zu ihm um nicht so laut sprechen zu müssen. „Was sagst du eigentlich zu Hannahs Imagewechsel?“, fragte sie unschuldig und hoffte das Mourice kein Fan von Hannahs neuem Stil war. Ameria konnte da aus mehreren Gründen nicht mithalten… sie hatte zu viel Schmamgefühl und wenig Holz…
Um nicht zu interessiert zu wirken nippte Ameria bemüht lässig an ihrem Mischbier.
Es schmeckte erstaunlich gut!
Erstaunt schaute sie in den Becker zuckte kurz mit den Schultern und nahm einen richtigen Schluck.
Es würde schon nichts Schlimmes passieren, ihr Zimmer war nicht weit weg, es gab angeblich eingeweihte Lehrer und sie waren ja auch mit Tim und Anne da.
Ameria beschloss als, das es okay wäre, wenn sie ein wenig mit trank.
Tim schien derweil sein Bier sehr gut zu finden, während Anne ihres nur festzuhalten schien und darauf wartete, das ein Lied kam welches ihr gefiel. Mourice hatte bereits das Thema tanzen angesprochen. Er hatte dabei zwar zu Tim geschaut aber vielleicht würde er ja auch mit Ameria ein wenig tanzen wollen…
Sie wandte den Blick wieder zu Mourice und wartete auf seine Antwort bezüglich Hannah.

Anne und Tim hatten sich eine gemütliche Ecke ausgesucht und begrüßten die beiden freundlich als sie sich zu ihnen gesellten. Ameria setzte sich zu erst hin, daneben Mourice, der etwas am Rand blieb um mit seiner Zigarette kein Brandloch zu machen. Schnell hatte er den beiden die Getränke übergeben und kümmerte sich dann um sein eigenes Bier, ehe er abwartend zu Ameria sah, die gerade etwas näher gerückt war.
Als sie ihn dann nach Hannah fragte, sah er kurz unauffällig zu Tim, der krampfhaft nicht in eine gewisse Ecke des Raumes sah und musste kurz überlegen. Er wollte auf keinen Fall so wie Tim eine abbekommen, gut, er hatte auch nicht so offensichtlich gestarrt aber ein bisschen geguckt hatte er ja auch. Kurz nahm er schnell einen Zug von der Zigarette, ehe betont desinteressiert antwortete.
"Naja, sieht anders aus." sagte er locker und nahm einen großen Schluck von seinem Bier. Er wollte sich hier nicht weiter dazu äußern. Hannah sah nicht schlecht aus, dass konnte er nicht sagen und es hatte schon was, aber das wollte Ameria gewiss nicht hören. Die beiden waren keine Freundinnen und er war lieber bei Ameria also versuchte er schnell das Thema zu wechseln, bevor sie noch nachfragen würde und er doch noch was falsches sagen würde.
"Kennt ihr irgendwelche lustigen Partyspiele?" fragte er grinsend und machte dann seine Zigarette an einem provisorischen Aschenbecher aus. Was besseres war ihm auf die schnelle nicht eingefallen und Tim kannte bestimmt etwas.

Mourice wich der Frage geschickt aus, dass musste Ameria ihm lassen.
Es wurmte sie ein wenig, dass er keine klare Aussage traf aber andererseits schien er Ameria auch nichts sagen zu wollen, was eventuell den Abend vermieste.
Sie nahm noch einen Schluck vom Bier.
Langsam fühlten sich ihre Wangen ein wenig warm an. Mourice fragte derweil an die anderen beiden, ob ihnen ein Partyspiel einfallen würde.
Ameria sah gespannt zu Tim, denn Anne schüttelte sofort den Kopf. Er überlegte kurz. „Joa schon aber es wäre lustiger wenn wir mehr wären.“, merkte er an, woraufhin Anne plötzlich aufstand. „“Ich holˋ wen dazu, da wirst du dich drüber freuen.“, grinste sie teuflisch und marschierte nach hinten in die verbotene Ecke. Tim sah ihr mit großen Augen nach. „Ich hab doch nur kurz geguckt… warum ist sie so fies…“, schmollte er und Ameria lachte leicht, bevor ich einfiel was Anne da vorhatte. „Oh nein… bitte nicht.“, kam es ihr noch über die Lippen bevor Anne mit Hannah und zwei weiteren, ihr unbekannten, Schülern dastand. Ein Mädchen das Mourice freudig zuzwinkerte und ein Junge der wohl einfach Hannah hinterher gelaufen war. Das Mädchen stellte sich als Maike vor und der Junge als Paul. Die drei holten sich noch eine Pallette ran und setzte sich mit den Tisch. Tim Blick klebte nun am Tisch. „Öhm… ich dachte wir könnten „Never have I ever“ spielen…“, schlug er vor und Anne hatte eine spitzbübische Freude daran, das er sich nicht wagte zu Hannah zu schauen.
Diese beobachtete das Schauspiel wortlos aber mit amüsiertem Blick. „Klar, ich hol Tequila.“, sagte Maike und kam kurz darauf mit 2 Flaschen und mehreren Bechern wieder. „Kennen denn alle das Spiel?“, fragte Hannah und blieb dabei an Ameria hängen. Diese biss leicht genervt die Zähne aufeinander und schüttelte sachte den Kopf. „Okay, Regeln sind ganz einfach. Jemand trifft eine Aussage, zum Beispiel: Ich habe noch nie den Unterricht geschwänzt.“, begann sie zu erklären, goss sich etwas von dem Tequila ein und x-te ihn direkt. „Und jeder der es schonmal gemacht hat muss trinken. Los, hopp hopp, kann mir keiner erzählen das er noch nie geschwänzt hat.“, grinste Hannah und Maike füllte fleißig jeden Becher. Ihr Blick blieb dabei ein wenig zu lange an Mourice hängen.
Ameria trank in einem zügigen Schluck das ihr unbekannte Getränk und musste sich ein Husten verkneifen, während ihre Brust kurz in Flammen stand.
Dieses Tequila-Zeug brannte mehr als erwartet.
„Zweites Beispiel, damit auch wirklich jeder dieses komplexe Spiel versteht: Ich habe noch nie… etwas geklaut.“, nahm Maike das Spiel weiter auf und exte ihren Becher.
Ameria sah kurz skeptisch zu ihrem und nahm lieber erstmal einen Schluck von ihrem Mischbier. Das andere war ihr dann doch ein wenig zu stark. Es sagte jedoch keiner was dagegen. Anne hob ihren Becher jedoch gar nicht, was ihr einige spöttische Kommentare und Unglauben einbrachte aber sie beharrte darauf, dass sie noch nie etwas gestohlen hatte.
„Okay, wer will als nächstes oder wollen wir im Uhrzeiger-Sinn? Dann wärst du dran Mou.“, grinste Maike und sah ihn auffordernd.
Ameria gefiel das gar nicht, wer war diese Maike bitte das sie ihn einfach so als Mou betitelte?!
„Kennt ihr euch?“, fragte sie daher Mourice und versuchte es beiläufig klingen zu lassen.

Zum Glück hackte Ameria nicht weiter nach und seine Ablenkung schien auch zu funktionieren. Nur leider nicht für Tim...
Anne fand den Vorschlag von ihrem Freund ziemlich gut, etwas zu gut und sie hatte sofort noch eine Mitspielerin im Sinn, die dem ganzen noch etwas mehr Action einbrachte. Es dauerte nur einen Moment ehe Anne mit 3 weiteren Personen zurück kam. Eine davon war Hannah, welche sofort dafür sorgte das Tim wohl nur noch den Tisch ansehen würde um nicht wieder in Schwierigkeiten zu kommen, dann war doch noch ein Junge namens Paul und eine Maike, die ihm zuzwinkerte. Kurz lächelte Mourice zu ihr, mehr als Reflex als gewollt und hörte sich dann die Spielregeln an.
Schon bei dem Beispiel musste Mourice trinken und schüttelte sich kurz. Der erste Tequila war immer am schlimmsten, danach konnte es nur noch besser werden. Als aber auch Ameria trinken musste, schmunzelte er etwas. Dann folgte schon das zweite Beispiel und wieder durfte Mourice, so wie alle anderen, trinken. Nur Anne ließ ihren Becher stehen und kurz musste er etwas lachen. Zwar glaubten die anderen ihr nicht so recht, doch Mourice meinte dann trocken "Ich glaub ihr, Anne ist einfach ein guter Mensch." sagte er und nahm dann einen Schluck von seinem Bier um nach zu spülen. Der Abend würde verdammt gut werden.
Dann verkündete Maike das nun Mourice dran war und kurz musste er überlegen was er nur nehmen konnte. Seine Überlegung wurde kurz unterbrochen als Ameria fragte ob die beiden sich kennen würden und Mourice sah sie kurz irritiert an.
Er konnte sich jetzt nicht wirklich irgendwo an Maike erinnern aber sicher war er sich jetzt nicht und daher zuckte er kurz mit den Schultern und hoffte nichts falsches getan zu haben.
Dann sah er wieder in die Runde und überlegte erneut kurz. Am besten wäre es wohl etwas zu nehmen, wo er nicht trinken müsste aber so viel fiel ihm da jetzt nicht ein, was auch Spaß machen würde.
"Ich hab noch nie in einer Klassenarbeit abgeschrieben." sagte Mourice dann grinsend und wartete wer trinken müsste.
Da er so gut wie nie früher im Unterricht war, waren ihm seine Noten auch egal und daher hatte er sich nie die Mühe gemacht versuchen abzuschreiben.